Holzbau
Sicher im Umgang mit Nagelplattenbindern
Seit Anfang der 1970er-Jahre werden Dachkonstruktionen, neben klassischen Bauweisen wie Pfetten- oder Sparrendachstühle, auch in Nagelplattenbinderbauweise hergestellt. Bei Nagelplattenbindern handelt es sich um Tragkonstruktionen, welche mit Metallplatten bzw. den sogenannten Nagelplatten verbunden sind. Die verzinkten Stahlplatten werden mit den zugeschnittenen Hölzern verpresst. Welche Vorteile diese Binder bieten und was beim Umgang mit ihnen zu beachten ist, soll dieser Beitrag erläutern.
Grundsätzlich versteht man unter einem Binder oder einem Dachbinder ein vertikales tragendes und aussteifendes Bauteil eines Dachstuhls. Klassische Binder setzen sich aus einem oder mehreren Stabdreiecken aus Holz zusammen. Diese Holzverbindungen zur Verbindung von Hölzern werden im modernen Dachbau immer seltener benutzt. Stattdessen werden Metallwinkel, Lochbleche oder Nagelplatten verwendet. Vor allem letztere haben sich aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten beim Binderbau durchgesetzt.
Was sind Nagelplattenbinder und welche Vorteile bieten sie?
Nagelplattenbinder sind Tragkonstruktionen aus Holz, die durch die Verwendung von Nagelplatten – Stahlbleche, welche in einer Richtung rechtwinklig zur Plattenebene ausgestanzt sind,– charakterisiert sind. Diese Nagelplatten enthalten nagelförmige Ausstanzungen, die beidseitig an den Knotenpunkten ins Holz gepresst werden, damit eine dauerhafte, stabile Verbindung entsteht. Die Holzquerschnitte bleiben so statisch voll wirksam. Dank der besonderen Verbindung aus Holz und Metall weisen Nagelplattenbinder eine hohe Tragfähigkeit aus. Mit ihnen können z. B. Dachkonstruktionen mit stützenlosen Tragweiten von bis zu 35 m realisiert werden.
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Nagelplattenbinder bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, da die Bindergrößen für jedes Bauprojekt individuell geplant werden. Sie werden deshalb nicht nur als Binder für klassische Sattel- oder Walmdächer eingesetzt, sondern auch für individuelle Sonderanfertigungen. Oft dann, wenn große Spannweiten im Industrie- und Hallenbau benötigt werden, die hinsichtlich ihrer Tragwerkskonstruktionen in einer anderen Bauweise kaum umzusetzen wären.
Ein weiterer Vorteil von Nagelplattenbindern sind die kurzen Produktions- und Montagezeiten. So entfallen aufwendige Holzverbindungen beim Abbund. Die abgebundenen Hölzer werden, durch die Verwendung der Metallplatten mittels Pressen, schnell und leicht eingepresst. Somit kann durch die Vorfertigung der Tragwerkskonstruktion in den Werkhallen ein kompletter Bausatz montagefertig auf die Baustelle geliefert werden.
Herstellung und Transport von Nagelplattenbindern
Nagelplattenbinder werden von spezialisierten Unternehmen industriell vorgefertigt, die in der Regel Mitglied des GIN (Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e. V. und der Interessenverband Nagelplatten e. V) sind. All dessen Mitgliedsunternehmen verfügen über das Gütezeichen Nagelplattenprodukte RAL 601, Teil 1. Dieses besagt, dass ein Nageplattenprodukt gemäß den Güte- und Prüfbestimmungen hergestellt und nach dem Gütezeichen RAL 601, Teil 2, montiert wird. GIN-Unternehmen sind damit in der Lage, für jede Binderkonstruktion die Tragwerksstatik selbst zu erstellen. Das RAL-Gütezeichen bedeutet eine hohe Qualitätssicherung, da die Güte- und Prüfbedingungen ein Level deutlich oberhalb der gesetzlichen Anforderungen garantieren.
Montage der Binderkonstruktionen
Die Montage erledigt entweder der Binderhersteller selbst oder ein eigens darauf spezialisierter Betrieb. Das ausführende Unternehmen muss, soweit es Mitglied in der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte ist, über das RAL-Gütezeichen 601, Teil 2, verfügen und somit nachweislich zur fachgerechten Montage von Nagelplattenbindern qualifiziert sein. Allen weiteren Unternehmen, die sich ebenfalls für die Montage qualifizieren wollen, empfiehlt der GIN mindestens die Teilnahme an einer seiner Montageschulungen oder die Zertifizierung nach RAL 601-2.
GIN (Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V)
Im seit 1982 bestehenden Interessensverband GIN kommen die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und der Interessenverband Nagelplatten e.V. zusammen. Die Mitgliedschaft der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. kann jeder Betrieb erwerben, der Nageplattenprodukt gemäß den Güte- und Prüfbestimmungen herstellt und/oder montiert. Mittlerweile sind über 40 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten und Nagelplattenprodukten Mitglied des GIN. Der Verband berät nicht nur seine Mitgliedsunternehmen zu Einsatzmöglichkeiten, sondern ist zugleich Ansprechpartner für Architekturbüros, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdeckersowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden.
GIN-Montageschulung
In diesem Jahr bietet der GIN-Verband für Zimmerleute und Dachdecker, die mit Nagelplattenbindern arbeiten oder arbeiten möchten nun seine bekannte Montageschulung mit neu konzipierten Inhalten an. An praktischen Beispielen wird gezeigt, worauf beim Montieren von Nagelplattenbinderkonstruktionen unbedingt geachtet werden muss
Inhalte der Schulung
Die Montageschulung gibt Tipps für alle Bauphasen, vom Transport der Binder und der Lagerung auf der Baustelle bis zur Montage unterschiedlicher Bindertypen. Auch die Aussteifung von Binderkonstruktionen wird ausführlich und anschaulich besprochen. Der GIN-Verband gibt damit einen umfassenden Überblick über das Arbeiten mit Nagelplattenbindern bis zur Abnahme der leichten und robusten Dachkonstruktionen. In einem zweiten Themenkomplex wird der Blick dafür geschärft, welche Folgeschäden durch fachgerechtes Montieren sicher vermieden werden.
Ebenfalls Teil der Schulung ist ein Überblick zum sicheren und gesunden Arbeiten bei der Herstellung, beim Transport und bei der Montage von Nagelplattenbindern. Dieser Part wird in Zusammenarbeit mit der BG BAU konzipiert und umgesetzt.
Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Montage
Nach wie vor kommt es beim Umgang mit großen Bauteilen – wozu auch die Nagelplattenbindern zählen – zu Unfällen, entweder wenn sie kippen, herabfallen oder abbrechen. Erläutert werden dementsprechend die Risiken, die beim Transport und der Montage der Binderkonstruktionen auftreten können, sowie die Möglichkeiten der Prävention solcher Unfälle.
Neben einer Analyse möglicher Unfallursachen, wie z. B. fehlende oder nicht umgesetzte Angaben aus der Montageanweisung, unsachgemäßer Transport (z. B. nicht geeignete Anschlagpunkte und Lastaufnahmemittel), ungeeignete Hebezeuge (z. B. Bagger, Teleskopstapler), Versagen der Unterstützung/Auflager oder fehlende Unterstützung bzw. zu frühes Entfernen der Montagehölzer wird auch das Prinzip der Gefährdungsbeurteilung – nämlich Gefährdungen abschätzen und vorausschauend entgegenwirken – besprochen und konkrete Schutzmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip gemeinsam erarbeitet.
In diesem Zusammenhang werden auch noch einmal die passenden Arbeitsschutzprämien vorgestellt, die die BG BAU im Bereich der technischen Lösungen anbietet, wie z. B. der Automatikhaken mit Fernauslösung. Diese Haken, der über eine Funk- Fernbedienung gesteuert werden, erübrigt den Gang in die Höhe, da das Abschlagen vom Boden aus sicher erledigt werden kann.
Arbeitsschutzprämien
Die bei der Montageschulung vorgestellten Lösungen, wie z. B. der Automatikhaken, sind Arbeitsschutzprämien, d. h., Mitgliedsunternehmen der BG BAU werden bei der Anschaffung dieser Lösungen finanziell unterstützt. Wie hoch die Förderung konkret ist und was bei der Antragstellung zu beachten ist, erfahren Sie hier.
Weitere Informationen zur Nagelplattenbauweise, detaillierte technische Informationen zum Download und aktuelle Schulungstermine gibt es auf der Website des GIN unter: https://nagelplatten.de/
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