Baumaschinentechnik, Dach- und Zimmererarbeiten
Gelebter Arbeitsschutz am Messestand der BG BAU auf der bauma
An ihrem Gemeinschaftsstand mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Halle C4 zeigte die BG BAU aktuelle Konzepte und Lösungen für sicheres Arbeiten in der Bauwirtschaft. Besucherinnen und Besucher konnten die Welt des Arbeitsschutzes durch eine Vielzahl von Aktionen und Shows erleben – und wurden natürlich auch umfassend zu allen Themen individuell informiert.
Auf der diesjährigen bauma erwartete das Messepublikum wieder ein spannendes und informatives Programm rund um den modernen Arbeitsschutz im Bauwesen. An dem 259 m2 großen Gemeinschaftsstand C4/349 konnten die Besucherinnen und Besucher an vielen Exponaten, Live-Vorführungen und Shows erfahren, welche Möglichkeiten es für sicheres und gesundes Arbeiten im Hoch- und Tiefbau gibt und warum es sich lohnt, in den Schutz der Beschäftigten zu investieren. Highlights am Messestand waren ein Holzhaus mit Gerüst, das in ähnlicher Form auch schon auf der bauma 2019 ein Publikumsmagnet war, sowie eine Auswahl aktueller Exponate zum Thema Baumaschinen für Tiefbauarbeiten, an denen sicheres Arbeiten demonstriert wurde.
Bei den täglichen Live-Shows informierten die Fachleute der BG BAU – in Interaktion mit dem Publikum – umfassend zum Arbeitsschutz im Hoch- und Tiefbau. Insgesamt fanden fünf Shows zu verschiedenen Themen im Hoch- und Tiefbau pro Tag statt, sodass die ganze Bandbreite des Arbeitsschutzes zu erleben war.
Schwerpunkt „Sicherer Umgang mit Baumaschinen“
Ein Themenschwerpunkt am Messestand war der sichere Umgang mit Baummaschinen bei Tiefbauarbeiten. Dazu gehörten das sichere Rückwärtsfahren mit Baufahrzeugen, der Einsatz von Rückhaltesystemen in Baumaschinen sowie Innovationen im Bereich der Schnellwechseleinrichtungen.
Radlader mit Personenerkennung – für sicheres Rückwärtsfahren
Ein Highlight am Messestand war der Radlader, an dem die Möglichkeiten der Personenerkennung beim Rückwärtsfahren mittels Rückfahrkamera und Abbiegeassistenzsystem demonstriert wurden. Immer wieder kommt es zu Unfällen, weil Personen, die sich im unmittelbaren Umfeld befinden, beim Rückwärtsfahren nicht gesehen werden – obwohl es Rückfahrkameras schon lange für Baumaschinen gibt. Deshalb wurde auf der bauma ein System vorgestellt, das Personen erkennt und dann den Fahrer oder die Fahrerin optisch und akustisch warnt. Mittlerweile wurde bei einigen Erdbaumaschinen dieses System noch um eine automatische Bremsung erweitert, die eingeleitet wird, sobald eine Person im Gefahrenbereich ist. Wie dieses System genau funktioniert, konnten Interessierte im und am Radlader am Messestand ausprobieren.
Wann schnallst du’s? – die Anschnallkampagne der BG BAU
Aufgrund der hohen Zahl „Nicht-Angeschnallter“ bei Umsturzunfällen startete die BG BAU im Mai 2022 die Kampagne „Wann schnallst du’s? Anschnallen rettet Leben!“. Ziel der Kampagne ist die Verhaltensänderung der Beschäftigten: Beim Führen von Baumaschinen muss das Anlegen des Sicherheitsgurts zur Selbstverständlichkeit werden. Nur so sind bei Umsturzunfällen schwere und tödliche Verletzungen zu verhindern. Denn wer angeschnallt ist, bleibt beim Kippen der Baumaschine in der Kabine und ist dank des Überrollschutzes vor schweren und tödlichen Verletzungen geschützt. Ein angelegter Anschnallgurt verhindert nicht nur, dass Personen aus der Kabine herausgeschleudert werden, sondern auch den gefährlichen reflexartigen Absprung. Beides kann fatale Folgen haben, da die Person unter der umstürzenden Maschine begraben werden kann. Bisher wird noch nicht konsequent angeschnallt, obwohl alle Baufahrzeuge mit einem Überrollschutz (ROPS für Roll Over Protective Structure) sowie einem Schutz vor fallenden Objekten (FOPS für Falling Object Protective Structure) ausgestattet sind.
Wie Unternehmen schon mit geringfügigen Maßnahmen die Anschnallbereitschaft der Beschäftigten erhöhen können und welche technischen Innovationen es seitens der Hersteller gibt, wurde den Besucherinnen und Besuchern eindrucksvoll in einem Radlader demonstriert.
Damit der Löffel sicher verriegelt ist – drei sichere Schnellwechseleinrichtungen
Beim Einsatz von Schnellwechslern an Hydraulikbaggern kommt es immer wieder zu Unfällen, wenn das System beim schnellen Wechsel der Anbaugeräte aus der Fahrerkabine nicht korrekt verriegelt ist und dadurch Werkzeuge herunterfallen. Am Messestand wurden verschiedene Sicherungssysteme für Schnellwechsler vorgestellt: ein Schnellwechselsystem, das über zwei Näherungssensoren sicherstellt, dass die Verriegelungsbolzen vollständig ausgefahren sind und sich auch Anbauplatte und Schnellwechsler in der richtigen Stellung zueinander befinden. Dies wird der Fahrerin oder dem Fahrer über ein optisches und akustisches Signal angezeigt. Darüber hinaus wurde ein System gezeigt, dass statt auf Sensorik auf eine zusätzliche Verriegelung an der Aufnahmewelle setzt. Diese sorgt dafür, dass das Werkzeug nicht abfallen kann, auch wenn die Verriegelungsbolzen nicht korrekt in die Bohrung einfahren. Die dritte auf der Messe vorgeführte Schnellwechseleinrichtung weist eine spezielle Gestaltung der Aufnahme auf. Sie ist mit beweglichen Aufnahmeklauen ausgestattet, die verhindern, dass das Werkzeug herunterfallen kann. Zudem verfügt diese Schnellwechseleinrichtung über eine neue Anzeigeeinrichtung, die – anders als die herkömmlichen mechanischen Anzeigestifte – tatsächlich sicher die korrekte Verriegelung anzeigt.
Der Newsletter der BG BAU
Mit dem Newsletter der BG BAU erhalten Sie alle wichtigen Meldungen und aktuelle Informationen zum Thema Arbeitsschutz per E-Mail – so etwa auch Hinweise zu neuen Arbeitsschutzprämien und Seminarangeboten.
Schwerpunkt „Sicheres Arbeiten in der Höhe“
Neben der Prävention von Unfällen bei Tiefbauarbeiten war auch das Thema Absturzprävention am Messestand der BG BAU einprägsam zu erleben. An einem Dachstuhl in Originalgröße – der in einem von Baumaschinen geprägten Messeumfeld schon auffiel – zeigten die Fachleute der BG BAU, wie man sich mit technischen Maßnahmen vor Absturzunfällen schützen kann – denn ein Großteil dieser Unfälle ist auf fehlende oder mangelhafte Sicherungseinrichtungen zurückzuführen. Deshalb konnte man am Messestand erfahren, wie man sich mit technischen Maßnahmen vor Absturzunfällen schützen kann. Neben Gerüsten mit Treppenturm konnte das Messepublikum auch praxisnahe Alternativen zur Leiter kennenlernen – wie Hubarbeitsbühnen, ein Ein-Personen-Gerüste oder Automatikhaken mit Fernauslösung. Der Automatikhaken erübrigt den Gang in die Höhe, da das Abschlagen vom Boden aus erledigt werden kann.
Eine praktische Leiteralternative stellen auch die Teleskopstangensysteme dar, die vor allem in baunahen Bereichen wie der Glas- und Fassadenreinigung eingesetzt werden. Teleskopstangensysteme ermöglichen die Ausführung von Arbeiten in der Höhe ohne Leitereinsatz – und damit ohne Absturzgefahr, denn die Beschäftigten bleiben mit den Füßen am Boden und führen von dort die Arbeiten durch. Das Teleskopstangensystem sollte am besten in Verbindung mit einem Rucksacksystem genutzt werden, da dieses die Belastungen des Hand-Arm-Schulterbereichs reduzieren kann. Das Rucksacksystem liegt fest am Körper an. Die wasserführende Stange wird an den Balancer des Auslegers gehängt, sodass ein großer Teil des Gewichts über den Hüftgurt abgeleitet wird.
Arbeitsschutzprämien
Alle am Messestand der BG BAU vorgestellten Lösungen sind Arbeitsschutzprämien, d. h., Mitgliedsunternehmen der BG BAU werden bei der Anschaffung dieser Lösungen finanziell unterstützt. Wie hoch die Förderung konkret ist und was bei der Antragstellung zu beachten ist, erfahren Sie unter: www.bgbau.de/praemien
Praxis-Vorführungen am Messestand der BG BAU
Erstmals am Messestand: das Rammelement
Bei Arbeiten mit langen Rammelementen, z. B. Spundbohlen, kommt es immer wieder zu Unfällen durch umstürzende Elemente. Beim Aufrichten des Elements kann sich dieses aus der Zange der Ramme lösen. Ist das Element nicht zusätzlich gesichert, z. B. mit einer Kette, fällt es um. Die BG BAU zeigte ein System, welches das Anschlagen der Rammelemente erleichtert und nicht mehr den bei herkömmlichen Systemen üblichen „Knebel“, verwendet, der sich bei Rammarbeiten oft ungewollt aushakt.
Die BG BAU als Arbeitgeberin entdecken
Am Messestand der BG BAU konnte das Messepublikum nicht nur alles fürs sichere Arbeiten im Hoch- und Tiefbau, sondern auch alles Wesentliche über die BG BAU als Arbeitgeberin erfahren. Das Personalteam informierte ausführlich zu den Ausbildungs- und Einstiegsmöglichkeiten bei der BG BAU.
Autor
Ausgabe
BauPortal 4|2022
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