Der von Ihnen verwendete Browser wird von der BG BAU nicht mehr unterstützt. Es kann daher auf der BG BAU Website zu Darstellungsfehlern kommen.

Künstliche Intelligenz, Baumaschinentechnik, Tunnelbau

Mehr Sicherheit beim Vor- und Rückwärtsfahren

Um die Sicherheit der Beschäftigten bei Vortriebsarbeiten zu erhöhen, hat das Bauunternehmen Implenia einen Radlader mit einer KI-basierten Rückfahrkamera für Baumaschinen und Lkw ausgestattet. Die Anschaffung hat die BG BAU mit ihrem Arbeitsschutzprämienprogramm unterstützt. Über die Beweggründe der Anschaffung und die Erfahrungen bei der Umrüstung und beim Einsatz im Baualltag befragte die Redaktion Uwe Stenner, Maschineningenieur bei Implenia.
 

Baustelle mit einem großen Haufen Abraummaterial, das von einem Radlader aufgenommen wird.
Radlader beim Tunnelbauprojekt Hamburg
Bild: Implenia

In welchem Bauprojekt wurde die Personenerkennungslösung eingesetzt? 

Für den Fernwärmetunnel unter der Elbe im Rahmen des Projekts „Fernwärmesystemanbindung Hamburg“ haben wir diese Lösung eingesetzt. Das Los T1 beinhaltet im Wesentlichen den Start- und Zielschacht sowie die Tunnelkonstruktion inkl. der zugehörigen erdverlegten Anschlüsse an die Anbindungspunkte der Nachbarlose. Hier war es im Rahmen der Vortriebsarbeiten notwendig, das Abraummaterial aus dem Tunnelvortrieb von der Abwurfstelle am Schacht mit einem Radlader, ein Volvo L150, etwa 150 m weiter zu einer Zwischendeponie zu transportieren, wo es dann zur Abfuhr auf Lkw verladen wurde.
 

Eine Kamera ist an einem Baufahrzeug angebracht und erkennt einen hockenden Bauarbeiter vor dem Fahrzeug.
Personenerkennung durch Kamera
Bild: Meyle+Müller GmbH+Co. KG / (c) BG BAU

Warum haben Sie die Lösung gerade dort genutzt? 

Die Platzverhältnisse waren dort sehr beengt, sodass ein Wenden des Radladers nicht überall möglich war und das Bedienpersonal stattdessen in Teilbereichen rückwärts fahren musste. Aus Erfahrung sind insbesondere Rückwärtsfahrten bei einer nicht auszuschließenden Anwesenheit von Personen als kritisch zu sehen. Um das Rückwärtsfahren so sicher und zuverlässig wie möglich zu gestalten, haben wir nach Lösungen gesucht – und uns dann für eine Lösung mit einer kamerabasierten Personenerkennung entschieden. Außerdem wollten wir eine solche Lösung einmal in der praktischen Anwendung selbst testen und schauen, ob es angenommen wird und ob es für unsere Aufgaben geeignet ist.
 

Woher wussten Sie, dass es solche Lösungen gibt bzw. dass einige Lösungen auch von der BG BAU als Arbeitsschutzprämie gefördert werden? 

Wir haben u. a. im Seminar „Sicherheit und Gesundheit im Tunnelbau“, das regelmäßig von der BG BAU angeboten wird, davon gehört. Außerdem kennen wir den Prämienkatalog der BG BAU und prüfen, welche Lösung für uns interessant sein könnte.
 

Wie erfolgte die Installation der Lösung? 

Die Installation erfolgte durch den Hersteller des Radladers und verlief weitestgehend problemlos. Es gab kleinere Schwierigkeiten mit den Anschlüssen und der Verkabelung beim Einbau, deshalb musste der Monteur zweimal anfahren.
 

Wie kamen die Beschäftigten im Alltag mit der Lösung zurecht? 

Da die Lösung selbsterklärend ist, kamen die Beschäftigten ganz gut damit zurecht. Sie hatten auch kein Problem mit den akustischen Signalen, nur die optische Warnung hätte etwas auffälliger sein können.
 

Hat das System zuverlässig Personen detektiert? 

Ja, alle Personen wurden zuverlässig detektiert. Sogar beim Vorbeifahren an einem Container mit geöffneter Tür wurden darin befindliche Personen erkannt.
 

Screenshot des Kamerabildes, welches eine gefüllte Schaufel am Radlader und einen engen Fahrweg mit einer Person am Rand auf einer Baustelle zeigt.
Erfassung eines Bildes der Frontkamera der Personenerkennung für das Datensystem
Bild: Implenia
Bild
1 von 2
Screenshot des Kamerabildes, welches ein Bauzeug hinter dem Radlader auf einem engen Fahrweg auf einer Baustelle zeigt.
Erfassung eines Bildes der Heckkamera Personenerkennung für das Datensystem
Bild: Implenia
Bild
2 von 2

Waren Sie generell mit dem System zufrieden? Würden Sie es bei künftigen Projekten wieder einsetzen? 

Ja, wir waren mit der Lösung zufrieden. Sie hat nicht nur zuverlässig Personen erkannt, sondern sensibilisiert auch für Gefährdungsmomente. Erkannte mögliche Begegnungen werden mit Foto und Positionserfassung in die Cloud des Herstellers geladen. Durch die Auswertung der Daten können ggf. Gefahrenschwerpunkte für künftige Projekte berücksichtigt werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass durch die Aufnahmen und deren Speicherung mit Ort und Zeit der Datenschutz zu beachten und zu klären ist.
 

Grafik, die die Anzahl der erfassten Positionen mit unterschiedlichen farbigen Kreisen zeigt.
Positionserfassung im Datensystem
Bild: Implenia

Hätten Sie Anregungen, wie diese Lösung besser funktionieren würde? 

Vielleicht wäre ein fester Einbau des Systems anzuraten, denn die Kamera hat sich in der Praxis als etwas schwingungsempfindlich erwiesen. Außerdem wäre es sicherlich praktikabler, das Originalsystem – also die serienmäßig im Fahrzeug installierte Rückfahrkamera – komplett mit dem KI-basierten System auszutauschen und sie nicht zusätzlich zu installieren. Allerdings müsste man klären, ob dies zulässig ist. Ansonsten hatten wir schon erwähnt, dass wir eine auffälligere optische Warnung begrüßen würden.
 

Autor

Redaktion BauPortal

Ausgabe

BauPortal 3|2025