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Tiefbau, Baumaschinentechnik

Resümee der Kampagne „Wann schnallst duʼs?"

Im Juni 2022 startete die Kampagne „Wann schnallst duʼs?“ der BG BAU, mit der eine Verhaltensänderung der Beschäftigten erreicht werden soll: Nur durch das Anlegen des Sicherheitsgurtes beim Führen von Baumaschinen können bei Umsturzunfällen schwere und tödliche Verletzungen verhindert werden – wie die Auswertung des Unfallgeschehens durch umstürzende Erdbaumaschinen gezeigt hat. Im Dezember 2025 wird die Kampagne beendet. Zeit und Grund für einen Rück- und Ausblick.
 

Ein Bauarbeiter deutet mit dem Finger auf den Sicherheitsheitgurt. Er sitzt in einer Baumaschine.
Bild: Janek Coppenhagen - bitmapboogie.de


Bevor die Kampagne Mitte 2022 an den Start ging, war bei untersuchten Unfällen „in vier von fünf Fällen die Sicherheit der Maschinenführer nicht gegeben, da keine Rückhaltesysteme genutzt wurden“, fasst die BG BAU das Unfallgeschehen durch umstürzende Erdbaumaschinen zusammen. Oberstes Ziel der Kampagne war, Mitgliedsunternehmen und Versicherte über die Gefahren beim Bedienen von Radladern und Baggern (Mini-Baggern) ohne Benutzung des Rückhaltesystems aufzuklären und durch verschiedene Maßnahmen eine Verhaltensänderung zu bewirken.
 

Im Fokus: Aufklärung und Sensibilisierung 

Im Vordergrund stand zunächst die Sensibilisierung für die Gefahren beim Führen von Erdbaumaschinen ohne Nutzung des Rückhaltesystems. Dafür wurden nicht nur Berichte zum aktuellen Unfallgeschehen in Zeitschriften und in der Presse veröffentlicht, sondern auch ein Kampagnenfilm und eine VR-Anwendung produziert, die bei Messeauftritten bzw. über Social Media die Gefahren sehr emotional und erlebbar vermittelten. Darüber hinaus wurden Aufkleber und andere Beratungsartikel an Beschäftigte verteilt, die im Alltag an das Anschnallen erinnern sollen.
 

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Einbeziehung in das Revisionshandeln 

Die Nutzung von Rückhaltesystemen wurde zudem durch die Aufsichtspersonen überwacht. Im Jahr 2024 gab es 281 Revisionsberichte (Mängeltexte) über die Nichteinhaltung der Pflicht zur Benutzung von Rückhaltesysteme und elf vereinfachte Bußgelder gegen Beschäftigte, welche das Rückhaltesystem nicht benutzt haben.
 

Unterweisungshilfe und Arbeitsschutzprämien 

Praktische Unterstützung für die Mitgliedsunternehmungen bietet vor allem die im März 2023 veröffentlichte Unterweisungshilfe „Gurttragepflicht bei mobilen Arbeitsmitteln und Fahrzeugen auf Baustellen“, die kompakt alle notwendigen Punkte zusammenstellt. Ergänzend werden dort auch zahlreiche Info-Materialien wie Poster, Flyer, Aufkleber, Kurzfilme etc. zum Download aufgeführt.

Darüber hinaus wird seit Kampagnenstart die Anschaffung von innovativen Rückhaltesystemen als Arbeitsschutzprämie gefördert – mit 50 % der Anschaffungskosten (max. 1.200 €) pro Maßnahme. Mit diesem Rückhaltesystem werden die Maschinenführer gezwungen, das System vor Fahrtantritt zu schließen. Bei einem Umsturzunfall wird der Maschinenführer im Inneren der Fahrerkabine gehalten und von der Überrollschutzkonstruktion geschützt. 

Des Weiteren wird die Um- und Nachrüstung mit ELR-Systemen (Emergency Locking Retractor) finanziell unterstützt. Bei diesem System blockiert der Gurt ab einer bestimmten Neigung und/oder Beschleunigung der Maschine. Damit erlaubt es für das Bedienpersonal relativ viel Bewegungsfreiheit und somit ein hohes Maß an Komfort.

 

Bilanz der Kampagne 

Positiv ist in jedem Fall, dass das Thema und das Gefahrenbewusstsein präsent auf den Baustellen ist – die Fahrer und Fahrerinnen wissen, dass sie sich anschnallen müssen. Vor allem jüngere Maschinenbediener und -innen schnallen sich vermehrt an.

Unfälle zeigen – Anschnallen rettet Leben 

Spektakuläre Unfälle mit umgestürzten Erd- und Straßenbaumaschinen, bei denen Maschinenbediener angeschnallt waren und sich deshalb nur leicht verletzten, haben gezeigt, was Anschnallen bewirken kann. Ohne Gurt hätten solche Unfälle eher tödlich geendet.
 

Ein an einer geböschten Baugrube umgestürzter Bagger wird mit einem Kran herausgezogen.
Umgekippter Bagger an geböschter Baugrube
Bild: BG BAU

Bei diesem Unfall stürzte ein 8-t-Bagger mit Maschinisten kopfüber in die ca. 3 m tiefe Baugrube. Der Baggerführer (Maschinist) wurde hierdurch nicht körperlich verletzt. Der Maschinist bediente zum Unfallzeitpunkt eine „neuere“ Baumaschine (Baujahr 2020). Bei neueren Maschinen ab 8 t ist ein ROPS (Roll Over Protective Structure) bzw. TOPS (Tip Over Protective Structure) vorgeschrieben. Zusätzlich war der Maschinist angeschnallt. In Kombination kann man sagen, dass das sein Leben gerettet hat!

 

Zunehmende Akzeptanz in der Branche 

Dass das Thema Anschnallen wichtig ist, zeigten auch die diversen konstruktiven Arbeitskreise und Foren mit Herstellern und Unfallversicherungsträger aus dem In- und Ausland, die im Kampagnenzeitraum stattfanden. Ein wichtiger Schritt war die Aufnahme der Forderung, dass sich Maschinen mit erheblichem Überroll- oder Umkipprisiko (Bagger und Radlader) nicht bewegen können dürfen, wenn das Rückhaltesystem nicht verwendet wird, in die EU-Maschinenverordnung (MVO) 2023/1230, Anhang 3, Pkt. 3.2.2. Hersteller haben diese Entwicklung aufgenommen und bieten bereits erste Lösungen an, mit denen die Forderungen der MVO teilweise oder vollständig umgesetzt sind. So werden die Gurte vermehrt in Signalrot angeboten und viele Hersteller stellen die Gurte bereits werksseitig von ALR- auf ELR-Gurte um.

Einiges noch verbesserungswürdig 

Das verstärkte Gefahrenbewusstsein mündet nicht bei allen Fahrerinnen und Fahrern in einer Verhaltensänderung. Auch die Arbeitsschutzprämie „Alternatives Rückhaltesystem für Erd- und Straßenbaumaschinen“ wurde nicht in dem erwarteten Maße angenommen.
 
 

Ein Bauarbeiter mit Helm und Warnweste steht an einem Baufahrzeug. Darunter steht der Schriftzug: Bei mir hat’s Klick gemacht!
Dieses Poster entstand im Rahmen der Kampagne. Weitere Infos dazu gibt es unter: www.bau-auf-sicherheit.de
Bild: bitmapboogie / J. Coppenhagen

 

Fazit 

Die Kampagne war gut und notwendig – auch wenn die Erkenntnis „Das Anlegen des Gurtes kann Leben retten“ nicht immer zur persönlichen Maxime im Alltag „Das Anlegen des Gurtes kann mein Leben retten“ führt. Die weitere Überwachung und Beratung der Verwendung von Rückhaltesystemen ist notwendig, denn eine Verhaltensänderung benötigt Zeit. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Gurt im Pkw. 

Die Umsetzung der Forderung, dass Maschinen mit erheblichem Überroll- oder Umkipprisiko (Bagger und Radlader) sich nicht bewegen dürfen, wenn das Rückhaltesystem nicht verwendet wird, muss sicherer vor Manipulationen sein. 

Bei der Entwicklung von Rückhaltesysteme (mit oder ohne Gurt) muss mehr darauf geachtet werden, dass diese Systeme ergonomisch und bedienerfreundlich sind, nur dann werden diese Systeme auch von allen eingesetzt.
 

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Klaus-Michael Krell MSc

Referat Tiefbau
Themenfeld Erd- und Straßenbau
BG BAU Prävention