Gesundheitsschutz
Forschungsprojekte zu Belastungen von Knie und Schulter

Viele Tätigkeiten in der Bauwirtschaft sind belastend für die Knien.
Die Vermeidung von arbeitsbedingten Erkrankungen und die Erforschung ihrer Ursachen zählen zu den Aufgaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Um zukünftige Neuerkrankungen und Arbeitsunfähigkeitstage durch verbesserte Kenntnisse zu vermeiden, führt die BG BAU in Zusammenarbeit mit anderen Berufsgenossenschaften und dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) zwei Forschungsprojekte zur Untersuchung der Belastung von Knie und Schulter durch. Ziel der Projekte ist die Erweiterung eines Katasters mit wissenschaftlich fundierten Informationen zu knie- und schulterbelastenden Tätigkeiten. Für beide Messkataster werden noch Teilnehmende aus der Bauwirtschaft und den baunahen Bereichen gesucht.

Grafik mit Tätigkeiten mit Knie-Belastungen
Bei beiden Projekten wird das im IFA entwickelte CUELA-Messsystem zur messtechnischen Erfassung der relevanten Tätigkeiten eingesetzt. Das CUELA-Messsystem wird am Körper über oder unter der Arbeitskleidung mithilfe von Gurtbändern getragen. Kleine Sensoren zeichnen Körperhaltungen und Bewegungen auf. Die Messperson kann nach Anbringung der kleinen, kabellosen Sensoren ihrer Arbeit in der gewohnten Art und Weise nachgehen.
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Projekt „GonKatast 3“: Untersuchung von Kniebelastungen
Das Messwertkataster „GonKatast“ besteht seit 2006. Da es seitdem einige Veränderungen bei den BK-Verdachtsanzeigen gab, soll das Messwert-Kataster kniebelastender Tätigkeiten um weitere Berufe und Tätigkeitsmodule erweitert werden (GonKatast 3). Die neuen repräsentativen Untersuchungen mit dem CUELA-Messsystem können dabei neue wissenschaftliche Kenntnisse hinsichtlich Vorkommen, Dauer und Häufigkeit von kniebelastenden Tätigkeiten in den verschiedenen Berufen während typischer Arbeitsschichten erbringen.
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Im Baugewerbe gibt es jährlich über 1.000 Anzeigen auf Verdacht der Berufskrankheit 2112 „Gonarthrose“ (Arthrose im Kniegelenk). Im Rahmen des Projekts sollen kniebelastende Tätigkeiten vor allem in den Berufen Maurer und Trockenbauer sowie ergänzend für Zimmerer und Kanalbauer untersucht werden. Als „kniebelastend“ im Sinne der BK 2112 gelten Tätigkeiten im Knien (auch mit nur einem Knie), Fersensitz, Hocken und Kriechen.
Relevante Tätigkeiten, bei denen diese Körperhaltungen häufiger vorkommen können, sind u. a.: das Mauern klein- und großformatiger Steine sowie der Kimmschicht, die Montage und Beplankung im Trockenbau sowie das Verlegen von Trockenestrichplatten.
Projekt „SchulterKatast“: Messwertkataster Schulterbelastungen
Berufsbedingte Erkrankungen der Schultergelenke sind zunehmend mitverantwortlich für eine Vielzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen. Im Baugewerbe gibt es seit 2021 über 1.200 Anzeigen auf Verdacht der BK 2117 „Läsion der Rotatorenmanschette der Schulter“.
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Untersucht werden schulterbelastende Tätigkeiten vor allem in den Berufen Maler, Maurer, Dachdecker, Trockenbauer und Gerüstbauer sowie ergänzend für Zimmerer, Fliesenleger, Stuckateure und Gebäudereiniger. Als „schulterbelastend“ im Sinne der BK 2117 gelten Tätigkeiten mit intensiver Belastung durch Überschulterarbeit, repetitive Bewegungen im Schultergelenk, Kraftanwendungen im Schulterbereich durch Heben von Lasten oder Hand-Arm-Schwingungen.
Relevante Tätigkeiten, bei denen diese Körperhaltungen häufiger vorkommen können, sind u. a.: das Streichen, Dübeln und Verputzen an Wänden oder Decken, Klinker mauern, Schalen von Unterzügen und Decken, Trockenbauarbeiten an Decken und Dachschrägen, der vertikale Gerüsttransport, das Aufrichten von Dachstühlen, Verlegen von Dachpfannen, das Schleifen und Fliesen von Wänden und Decken sowie die Fassadenreinigung.

Bei den sog. CUELA-Messungen wurde ein kabelloses 5-sensoriges Messsystem am Oberkörper oder am Unterkörper eingesetzt.

Unterstützen Sie die Forschungsprojekte „Messkataster Schulter und Knie“ als Messperson!
Für die Beurteilung knie- und schulterbelastender Tätigkeiten sowie die Entwicklung geeigneter Präventionsmaßnahmen brauchen die Projektpartner verbesserte Kenntnisse. Durch die Teilnahme an Messungen werden Kataster mit wissenschaftlich fundierten Informationen zu Belastungen erweitert – was dann später allen Beschäftigten zugutekommt.
Die Teilnahme an einer Messung wird mit 100 € entschädigt. Nach Abschluss der Messung werden die aufgezeichneten Daten analysiert, in anonymisierter Form ausgewertet und die Gesichter in Videos verpixelt.
Autor
Ausgabe
BauPortal 3|2025
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