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Innovationen bei Bau des EDGE East Side Berlin

Visualisierung eines Hochhauses, das sich mitten in einer ebenfalls visualisierten Stadtlandschaft befindet.
Bild: bloomimages Berlin GmbH


Mit einer Höhe von 140 Metern wird der EDGE East Side Berlin, der markante Turm an der Warschauer Straße im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, künftig nur vom Berliner Fernsehturm überragt. Doch die Höhe ist nicht das einzige Besondere an diesem Bauwerk. Hier wurde nicht nur intelligente Gebäudetechnik verbaut, sondern beim Bau von zwei Obergeschossen auch erstmals CO2-reduzierter Transportbeton in einem Hochhaus eingesetzt.
 

Der Projektentwickler des Turms, EDGE Technologies, möchte mit diesem Gebäude einmal mehr seinen Anspruch an ein nutzungsfokussiertes und umweltbewusstes Design untermauern. Big Data sowie intelligente und nachhaltige Technologien sollen das Gebäude „grüner, smarter und gesünder“ machen. Die Performance des Gebäudes soll sich über intelligente Sensoren selbst regulieren und so eine Optimierung in Echtzeit schaffen. Entworfen wurde der Turm mit dem offenen Design, das zeitgenössische urbane Anforderungen und nachhaltige Elemente vereint, vom Architekturbüro Bjarke Ingels Group (BIG) aus London. Markantes architektonisches Detail ist z. B. die verglaste Auskragung in einigen Geschossen. Das Gebäude ist aber nicht nur eine architektonische Landmarke, sondern entspricht als eines der ersten Projekte in vielen Aspekten bereits dem „Hochhausleitbild“– einer neuen Richtlinie des Berliner Senats.
 

Ziel: ein nachhaltiges und gesundes Gebäude

Die hohen Ansprüche, die mit diesem Bau in Hinblick auf Bauqualität, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden erfüllt werden sollen, spiegeln sich in den avisierten Zertifizierungen wider. So strebt der Neubau in Sachen Nachhaltigkeit eine Gold-Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) an. Ein gesundes Arbeitsklima soll die geplante „WELL v2 Core & Shell“-Gold-Zertifizierung des International WELL Building Institute bescheinigen.
 

Visualisierung des Eingangsbereichs mit Freitreppe nach Fertigstellung.
Visualisierung des unteren, öffentlich zugänglichen Teils des Hochhauses nach Fertigstellung
Bild: bloomimages Berlin GmbH


Umsetzung der Baumaßnahmen

Der Bau des EDGE East Side Berlin wird von der Ed. Züblin AG als Generalunternehmen ausgeführt. Bereits Mitte 2019 hatte ZÜBLIN den Auftrag erhalten, die Baugrubenarbeiten für das Projekt zu übernehmen. Nach nur 20 Monaten hat ZÜBLIN den Rohbau des ca. 140 m hohen Büroturms abgeschlossen. Parallel zu den Rohbauarbeiten startete das ZÜBLIN-Team bereits Anfang 2022 mit der Montage der Fassadenelemente, dem Einbau der haustechnischen Installationen und den Ausbauarbeiten. Nach dem Richtfest im Oktober 2022 begannen die Ausbauarbeiten. Bis Ende 2023 soll das Bürogebäude fertiggestellt sein.
 

Die im Bau befindliche Freitreppe aus Beton mit vielen Gerüsten.
Die große Freitreppe im öffentlich zugänglichen Teil des Hochhauses
Bild: Anke Templiner - BG BAU


Bautechnische Details

Errichtet wird das Hochhaus rund um einen Ortbetonkern, der mit einer sogenannten Kletterschalung immer ein Geschoss vorausklettert. Rund um den Kern kommen größtenteils Fertigteile zum Einsatz, darunter Vollfertigteilstützen in verschiedensten Betongüten, Vollfertigteilunterzüge sowie Halbfertigteildecken, die anschließend eine Bewehrung und Aufbeton erhalten. Verbaut wurden auch spezielle Verbundträger, mit denen sich Spannweiten von über zehn Metern realisieren lassen. Die deckengleiche Ausbildung des Trägers erleichterte die platzsparende Leitungsführung der technischen Gebäudeausrüstung unterhalb der Decke. Bei gleicher Gebäudehöhe ließen sich somit mehr Stockwerke realisieren. Um die Lasten der verglasten Auskragung abzutragen, wurde ein Transfertragwerk eingesetzt.
 

Blick von außen untenstehend auf die Fassadenstruktur eines Hochhauses. Im oberen Teil ist die Auskragung zu sehen.
Blick auf die Auskragung von außen
Bild: Anke Templiner - BG BAU
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Blick auf den Rohbau eines V-förmigen Transfertragwerks. Im Hintergrund ist die Fensterfront zu sehen.
Das Transfertragwerk soll die Lasten, die über die Auskragung entstehen, ableiten.
Bild: Anke Templiner - BG BAU
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CO2-reduzierter C40/50-Beton in zwei Obergeschossen

Gemeinsam haben ZÜBLIN, EDGE Technologies und das Start-up alcemy für zwei Obergeschosse stark CO2-reduzierten Transportbeton hergestellt und im 32. und 33. Stockwerk eingebaut. Laut EDGE Technologies liegt der deutsche Branchenrichtwert für den CO2-Ausstoß bei Standardbeton der Druckfestigkeitsklasse C40/50 bei rund 300 kg Kohlenstoff pro m³. Der für die beiden Stockwerke verwendete Beton, der mit der alcemy-Technologie hergestellt wurde, reduziert den CO2-Ausstoß um 55 % und kommt auf nur 130 kg CO2 pro m³. Diese Reduktion wird hauptsächlich durch die Substitution des Klinkers mit feinem Kalksteinfüller – ein reichlich verfügbares, aber schwierig zu verwendendes Klinkerersatzmaterial – erreicht. Allerdings hatte der Einbau des klimafreundlichen Betons auch seine Besonderheiten. Durch seine Konsistenz hatte der Beton ein anderes Fließverhalten als herkömmlicher Beton, sodass er nicht wie üblich nach oben gepumpt werden konnte, sondern mit Betonbomben per Kran nach oben gehoben und dort verteilt wurde. Aber alcemy arbeitet auch dafür an einer Lösung.
 

Fertiggestellter Rohbau einer Etage mit Betonpfeilern und Glasfront.
Reduzierung auf das Wesentliche: Sichtbeton als gestalterisches Element in allen Etagen
Bild: Anke Templiner - BG BAU


Intelligente Gebäudetechnologie

Entsprechend dem EDGE-Ansatz, benutzungszentrierte Räume bzw. Bereiche zu schaffen, optimiert sich das Gebäude mit seiner vernetzten Technologie infrastrukturell ständig selbst – und fördert so die Energieeffizienz und das Wohlbefinden der Menschen ganz automatisch. Auf Basis von Nutzungsdaten werden z. B. Licht- und Temperatureinstellungen ortsgebunden angepasst und hochfrequentierte Areale stärker ventiliert, um so den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
 

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Innovatives Aufzugssystem

Das Gebäude wird von 14 Aufzügen bedient, darunter acht innovative Doppeldeckeraufzüge von KONE, die erstmals in der D-A-CH-Region eingesetzt werden. Jeder Doppeldecker-Aufzug befördert doppelt so viele Nutzer wie ein einstöckiger Aufzug und erreicht eine Geschwindigkeit von 6 m/s (21,6 km/h). Ein „Doppeldecker“ hält immer in zwei übereinander liegenden Etagen, in denen die Fahrgäste ein- und aussteigen können. Damit können insgesamt in zwei Kabinen bis zu 52 Personen bewegt werden und es wird zudem auch weniger Gebäudefläche für die Aufzugschächte benötigt.
 

Einbindung der Nutzer

Die Beschäftigten haben direkten Zugriff auf die intelligenten Funktionen des Bauwerks: Mit der mobilen EDGE-App können sie z. B. Licht und Temperatur ihrer unmittelbaren Umgebung steuern. 
 


Höhe:
ca. 140 m


Etagen:
37 Geschosse oberirdisch, 2 Geschosse unterirdisch


Bruttogeschossfläche:
ca. 85.000 m²


Nutzfläche:
ca. 65.000 m²


Bauzeit:
Anfang 2020 bis Ende 2023


Architekturbüro:
BIG Bjarke Ingels Group


Projektentwickler:
EDGE Technologies


Baugeneralunternehmen:
Ed. Züblin AG


CO2-reduzierter Beton:
alcemy


Bauherr:
Della S.a.r.l


Mieter/Nutzer:
Amazon


EDGE Technologie

ED. Züblin AG

alcemy GmbH
 

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 3|2023