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Ergonomie

Tipps und Lösungen für das ergonomische Arbeiten

Ein Mann reinigt die Glasscheiben einer Fassade. Er nutzt ein Rucksacksystem mit wasserführender Teleskopstange.
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH / (c) BG BAU

Muskel-Skelett-Erkrankungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und haben unterschiedliche Ausprägungen und Ursachen. Da diese Erkrankungen auch durch zu hohe Belastungen bei der Arbeit verursacht werden und langfristig zu gesundheitlichen Schäden führen, ist zu überlegen, bei welchen Tätigkeiten welche Belastungen auftreten und welche Möglichkeiten es für gesundheitsschonendes – ergonomisches – Arbeiten gibt.
 

Prinzipiell ist der menschliche Körper für körperliche Belastungen gerüstet. Bewegung ist lebenswichtig, damit der Körper und die Organe gesund funktionieren können. Jedoch können Fehlbelastungen und Überbelastungen dem Körper schaden und zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen.
 

Hohe Anzahl an Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)

Nach Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts leiden vier von fünf Deutschen einmal in ihrem Leben darunter. Bei den meisten Betroffenen entstehen die Schmerzen durch eine verkrampfte oder verspannte Muskulatur – also nicht durch altersbedingten Verschleiß oder eine Verletzung der Wirbelsäule, sondern durch falsche, zu hohe oder zu geringe Belastung, untrainierte Muskeln, Stress, psychische Belastungen und/oder zu wenig Bewegung. Das gilt ebenso für andere Muskel- und Gelenkbeschwerden. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems verursachen nicht nur Schmerzen bei den Betroffenen, sie belasten auch den Arbeitsplatz: Rund 17,4 % aller durch Arbeitsunfähigkeit bedingten Ausfalltage gehen auf Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) zurück.

Ein Patient ist bei einer Rücken-Untersuchung.
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Ein Mann steht auf einem Weg und hält sein linkes Knie vor Schmerzen.
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Eine Person hält sich die Hände an die Hüfte, weil sie dort Schmerzen hat.
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Eine Physiotherapeutin behandelt eine Patientin an der Schulter.
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MSE in der Baubranche und in der Gebäudereinigung

Laut Fehlzeitenreport 2023 sind in der Baubranche 21,7 % aller Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) durch Muskel-Skelett-Erkrankungen begründet. Sie bilden seit Jahren die größte Diagnosegruppe. Einen besonders hohen Anteil haben sie im Fliesenlegerhandwerk mit 26,1 %, gefolgt vom Maurerhandwerk mit 25,8 % und der Gebäudereinigung mit 22,4 %.
 

Ergonomische Arbeitsgestaltung kann Fehlbelastungen vermeiden

Belastungsfaktoren wie die Handhabung schwerer Lasten, statische Haltearbeit, Zwangshaltungen, Vibrationen – um einige Beispiele zu nennen – gehören zum Arbeitsalltag vieler Berufsgruppen am Bau und in der Gebäudereinigung. Einschränkungen der Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit verursachen oft Arbeitsunfähigkeit und führen nicht selten in die Berufsunfähigkeit bzw. Erwerbsminderung. Deshalb sind Arbeitgeber gut beraten, für attraktive und gesunde Arbeitsbedingungen zu sorgen – sprich ein ergonomisches Arbeiten ermöglichen, um so die Beschäftigten möglichst lange fit im Beruf zu halten.
 

GDA-Arbeitsprogramm MSE

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) ist eine auf Dauer angelegte, im Arbeitsschutzgesetz und im SGB VII verankerte Plattform von Bund, Ländern und Unfallversicherungsträgern. Ziel dieses Bündnisses ist es, das Arbeitsschutzsystem in Deutschland kontinuierlich zu modernisieren und Anreize für Betriebe zu schaffen sowie die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten weiter zu stärken. Umgesetzt werden die gemeinsam entwickelten Arbeitsschutzziele, die für drei bis fünf Jahre festgelegt sind, in bundesweiten Arbeitsprogrammen. Ein Arbeitsschutzziel der derzeitigen 3. GDA-Periode ist „Miteinander und systematisch für gute Arbeitsgestaltung bei Muskel-Skelett-Belastungen“. Das daraus resultierende Arbeitsprogramm „Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE)“ hat zum Ziel, die betrieblichen Akteure umfassend zu informieren und zu qualifizieren, um arbeitsbedingte Gesundheitsgefährdungen und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zu senken. Im Fokus des Arbeitsprogramms stehen Belastungen durch schweres Heben und Tragen, sich wiederholende Arbeitsabläufe oder Bewegungsmangel. 
 

Ergonomisches Arbeiten: Tipps und Lösungen

Der ergonomische Ansatz bietet vor allem für körperliche, aber auch für physikalische und psychische Belastungen entsprechende Lösungen. Diesen Ansatz unterstützt auch das Serviceangebot der BG BAU zum ergonomischen Arbeiten. Auf dieser Informationsplattform findet man Informationen zu ergonomischen Hilfsmitteln, Geräten und Maschinen – den „Ergonomischen Lösungen“ – sowie Ideen, die das Arbeiten erleichtern und die körperlichen Belastungen reduzieren, z. B.: Wie können schwere Lasten transportiert werden? Wie können kniende Tätigkeiten zu stehenden werden? Wie können Arbeiten über Kopf erleichtert werden?
 

Ergonomische Lösungen

Ergonomische Lösungen gibt es für die unterschiedlichsten Gewerke bzw. Tätigkeitsbereiche und körperlichen Belastungen. Die BG BAU bietet eine Übersicht zu den am Markt verfügbaren ergonomischen Lösungen, die nach den unterschiedlichen Gewerken und Belastungen sowie von A bis Z gesucht werden können. Allerdings wird der standardisierte Einsatz von technischen (ergonomischen) Lösungen etwas erschwert, da – anders als an stationären Arbeitsplätzen – auf Baustellen wechselnde Bedingungen und Arbeitssituationen existieren.
 

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Förderung durch die BG BAU

Die ergonomischen Lösungen werden im Regelfall nicht durch die BG BAU im Rahmen ihrer Arbeitsschutzprämien gefördert. Es gibt allerdings ein paar Ausnahmen. Welche Arbeitsschutzprämien gleichzeitig auch ergonomische Lösungen sind, erfahren Sie hier
 

Fit für den Job - Die Kollegs der BG BAU

© BG BAU

Ergonomische Lösungen in der Praxis

Wie der Fehlzeitenreport 2023 gezeigt hat, treten MSE in einigen Branchen bzw. Gewerken gehäuft auf, darum lohnt es sich, die körperlichen Belastungen und die Möglichkeiten des ergonomischen Arbeitens in diesen Bereichen besonders anzuschauen:

Beispiel: Arbeiten mit schweren Steinen

Transport und Einbau von Steinen mit hohen Gewichten, etwa im Straßenbau oder bei Steinmetzarbeiten, können körperlich sehr belastend sein. Da Turmdrehkrane als Transportmittel oft nicht zum Einsatz kommen, werden diese Steine dann per Hand bewegt, was zu erheblicher Belastung des unteren Rückens, des Finger-Hand-Armbereichs und der Schultern führt. Zudem erfordert das Bewegen solcher Lasten hohe bis sehr hohe Ganzkörperkräfte, die schnell den Bereich der maximal möglichen Kräfte erreichen. Das kann körperlichen Verschleiß und Verletzungen begünstigen. Beim Tragen wird zudem das Herz-Kreislauf-System der Beschäftigten erheblich belastet – kombiniert mit erschwerenden Bedingungen wie etwa unbefestigtem Gelände oder Nässe, Hitze oder Kälte führt das häufig zu körperlichen Beschwerden.

Ergonomisches Arbeiten mit schweren Steinen

Generell gilt auch beim Arbeiten mit schweren Steinen das TOP-Prinzip, also technische Maßnahmen (z. B. Einsatz von Transport-, Versetz- und Hebehilfen) haben Vorrang vor organisatorischen (z. B. Pausen nach Belastungsspitzen, kurze Transportwege zum Einbauort) und persönlichen. Hier wären vor allem die Knie-, Hüft-, Schulter- und Rückenkollegs der BG BAU zu nennen. In diesen Kursen werden nicht nur Beschwerden und Bewegungseinschränkungen verbessert – und so weiterem Verschleiß entgegengewirkt –, sondern werden auch präventive Maßnahmen zum Schutz des Muskel-Skelett-Systems vermittelt. Mehr Informationen zum Umgang mit schweren Steinen finden Sie hier.
 

Ein Straßenbauarbeiter arbeitet auf einer Autobahn mit einem Bordsteinversetzgerät.
Bordsteinversatzgerät
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH / (c) BG BAU

 

Beispiel: Arbeiten mit großen Fliesen

Neben den schwierig zu handhabenden Dimensionen solcher Platten kommt noch deren Gewicht hinzu. Die hohen Lastgewichte führen zu erheblicher Mehrbelastung des unteren Rückens, des Finger-Hand-Arm-Bereichs und der Schultern. Die großformatigen Platten müssen häufig durch enge und steile Treppenaufgänge transportiert werden. Das kann zusätzlich das Herz-Kreislauf-System der Beschäftigten belasten. Der Zuschnitt, das Auftragen des Klebers und die Verlegearbeit geschehen partiell in ergonomisch bedenklichen Zwangshaltungen. Das schädigt die Knie und der Kraftaufwand nimmt insgesamt zu. In kleinteiligen Räumlichkeiten mit knapper Arbeitsfläche potenziert sich all das noch einmal. Ohne Schutzmaßnahmen drohen langfristig gesundheitliche Schäden.

Ergonomisches Arbeiten mit großen Fliesen

Auch bei diesen Arbeiten sollte das TOP-Prinzip berücksichtigt werden – das heißt, z. B. Transport- und Hebehilfen oder Fliesenregler einsetzen, höhenverstellbare Tische und elektrische Saugheber mit Griff verwenden und Nivelliersysteme nutzen. Auch hier folgen dann organisatorische Maßnahmen wie z. B. die Planung von Erholzeiten nach Belastungsspitzen. Mehr Informationen zum Umgang mit großformatigen Fliesen finden Sie hier
 

Darstellung eines elektrischen Treppensteigers auf einer Treppe.
Elektrischer Treppensteiger als Raupe
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH / (c) BG BAU
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Darstellung eines elektrischen Treppensteigers.
Elektrischer Treppensteiger mit Rädern
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH / (c) BG BAU
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Beispiel: Gebäudereinigung

Die Gebäudereinigung umfasst viele Bereiche – von der Glasreinigung, der Innenreinigung mit Feuchtwischen bis zur Reinigung von Fassaden, Dach- und Photovoltaik-Anlagen, Dachrinnen etc. Besondere Anforderungen bestehen darüber hinaus noch bei Reinigungstätigkeiten in sensiblen Bereichen wie z. B. in Krankenhäusern. Bei der Innenreinigung werden die Böden gelegentlich mit Robotern, aber immer noch sehr häufig mit einem klassischen Bodenwischer gereinigt. Neben der Absturzgefahr – vor allem bei der Glas- und Fassadenreinigung – und den Risiken von SRS (Stolpern, Rutschen, Stürzen) sind Reinigungskräfte – je nach Einsatzbereich – häufig Belastungen an Schultern, Nacken, Armen, Handgelenken und Rücken ausgesetzt. Durch das langandauernde Bewegen von Geräten mit häufig ungünstiger Lage des Lastschwerpunktes, körperfernen und angehobenen Armen (Hand über Schulterhöhe), verdrehtem Rumpf, eingeschränkter Bewegungsfreiheit durch Halten und Führen einer Stange kann von einer kritischen Lastenhandhabung gesprochen werden. Insbesondere gilt das für die Glas- und Fassadenreinigung mit wasserführenden Teleskopstielen.

Ergonomisches Arbeiten in der Gebäudereinigung

Ergonomische Arbeitsmittel sowie rücken- und gelenkschonendes Arbeiten können die Belastungen reduzieren und zum effizienten Arbeiten beitragen. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl.

Die tägliche Unterhaltsreinigung ist schwere Arbeit. Oft wird von schmerzenden Handgelenken am Ende eines Arbeitstages berichtet, weil die Hände beim Wischen ständig in alle Richtungen bewegt werden müssen. Die Schultern tun weh, weil der Stiel sehr weit nach außen geschoben und mit der Acht auch noch die hintere Ecke erreicht werden muss. Und auch wenn der Stiel zu kurz eingestellt ist, schmerzt irgendwann der Rücken. Das muss nicht sein!
 

Im BG BAU Lernportal: 1x1 im Arbeitsschutz – Körperschonendes Bodenwischen zeigen wir Ihnen, wie die alltäglichen Belastungen für die Hände, Arme, Schultern und den Rücken reduziert werden können.

© BG BAU

 

 

Autoren

Hendrik Horn

BG BAU
Prävention

Anke Templiner

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 2|2024