Zukunft des Bauens
Drohne als Arbeitsmittel eines Schornsteinfegers
Neben Besen und Schutzkleidung gehört die Drohne seit etlichen Jahren ebenfalls zu den Arbeitsmitteln von Eric Scherer. Der Schornsteinfegermeister aus dem Saarland setzt Drohnen zur Inspektion und Überprüfung von Dächern und Abgasanlagen sowie zur Vermessung von Abständen von Heizungs- und Abgasanlagen zu Nachbargebäuden ein – damit er präzise Daten bekommt, ohne selbst auf das Dach zu gehen, und damit er alle Gefahren kennt, bevor er in der Höhe arbeitet.
Zu den Aufgaben einer Schornsteinfegerin oder eines Schornsteinfegers gehört nicht nur die Kontrolle der Feuerungsanlagen, wie Schornstein, Abgasleitung, Verbindungsstück und Feuerstätten, sondern auch die rechtzeitige Erkennung möglicher Brand- und Umweltgefahren und das Aufzeigen von Sicherheitsmängeln von Feuerungsanlagen.
Darüber hinaus wird die Einstellung von Heizungsanlagen überprüft, um unnötige Kosten zu vermeiden und die Umwelt durch einen geringeren Verbrauch von Brennstoffen zu entlasten.
Für alle diese Arbeiten ist es notwendig, Dächer oder andere hochliegende Flächen zu betreten bzw. dort zu arbeiten. Um vorab einen Überblick über die Beschaffenheit des Dachs und der installierten Anlagen zu erlangen und bei Bedarf geeignete Maßnahmen anzuregen, setzt Eric Scherer zur Prüfung der Sicherheitsanlagen bzw. zur sicheren Durchführung der Schornsteinfegerarbeiten seit mehr als fünf Jahren Drohnen ein.
Von der Mängelbegutachtung bis zur Abstandsmessung
Angefangen hat Eric Scherer mit der Mängelbegutachtung auf Dächern per Drohne. Der Landesinnungsmeister der Schornsteinfegerinnung Saarland war einer der Ersten seines Gewerks, der bereits 2017 einen Nachweis zum Steuern unbemannter Fluggeräte (Drohnenführerschein) und nun auch ein EU-Fernpilotenzeugnis A2 absolviert und sich intensiv mit dem Einsatz von Multikoptern beschäftigt hat. Mittlerweile nimmt neben der Begutachtung und Überprüfung auch die Abstandsmessung von Abgasanlagen zu Nachbargebäuden einen großen Teil seiner Aufgaben ein.
Alle Einsätze erfordern eine präzise Auswertung der Drohnen- und Thermografieaufnahmen. Dies nimmt samt Vor- und Nachbereitung oft mehr Zeit in Anspruch als der eigentliche Flug – ist aber notwendig für die weitere Nutzung der Daten.
Wachsende Nachfrage im Schornsteinfeger-Gewerk
Durch eine gesetzliche Vorgabe im Saarland, nach der bis 2025 rund 90.000 Öfen wegen Feinstaubproblemen erneuert werden müssen, wird die Arbeit der Fachleute aus dem Schornsteinfeger-Gewerk immer wichtiger. Um Anfragen und Aufträge effizienter und sicherer zu erfüllen, kommen zunehmend auch Drohnen ins Spiel. Sie ermöglichen sowohl eine rechtssichere Verwaltung und Dokumentation als auch eine sinnvolle Ergänzung zur sicheren Durchführung der Schornsteinfeger-Arbeiten. Alteingesessene Kolleginnen und Kollegen fragen deshalb diese Technologie immer stärker nach, berichtet der Landesinnungsmeister. Ein Teil von ihnen möchte künftig Drohnen auch ohne externe Dienstleistungsunternehmen nutzen und erarbeitet sich das entsprechende Know-how. So werden beispielsweise 25 von den 129 Schornsteinfeger-Betrieben im Saarland Ende November 2021 einen A2-Drohnenführerschein haben.
Mittlerweile führt Scherer auch für Azubis im Schornsteinfeger-Gewerk Unterweisungen in Berufsschulen im Saarland durch. Innerhalb von acht Stunden werden die Azubis mit den Grundlagen des Drohneneinsatzes vertraut gemacht. Dazu gehören z. B. Regeln zum sicheren Umgang, zum Datenschutz bzw. zu den Bildrechten, aber auch die Auswahl der Funktionen, die eine Drohne bei einem Auftrag erfüllen soll. Denn vor einem Flug müssen alle Daten, die für einen Auftrag aufgenommen werden sollen, abgestimmt werden. Praxisübungen und Flugschemata sowie eine Nachbesprechung der Flüge und gewonnenen Daten runden die Ausbildungseinheit ab.
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BauPortal 4|2021
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