Bauwerksbau, Schalungs- und Gerüstbau
Bauen mit und für die Sicherheit
Anfang Oktober 2022 fand der Spatenstich für den Neubau eines hochmodernen und funktionellen Dienstgebäudes für die Kaufbeurer Polizei statt. Realisiert wird der Neubau von der Dobler Bauunternehmung, die bei diesem Projekt nicht nur moderne Standards hinsichtlich Bauausführung und einer nachhaltigen Wärme- und Energieversorgung umsetzen, sondern auch ihren Anforderungen an den Arbeitsschutz gerecht werden will.
Die Nachfrage nach einem neuen Polizeigebäude in Kaufbeuren bestand schon seit mehr als 20 Jahren. Bereits 2002 wünschten sich die Polizeibeamten den Umzug in ein neues Dienstgebäude. Denn das bisherige in der Schraderstraße am Rand der Kaufbeurer Altstadt war über die Jahre viel zu klein für Polizeiinspektion und Kriminalpolizei geworden, vor allem die Unterbringung des Polizeifuhrparks war ein Problem. Da das Gebäude teilweise unter Denkmalschutz stand, wären Sanierung und Erweiterung mit einem verhältnismäßig hohen Aufwand verbunden. Deshalb entschied man sich für einen Neubau der Dienststelle. Jedoch war es schwierig, ein geeignetes Grundstück dafür zu finden. Es wurden verschiedene Standorte geprüft, bevor man 2018 das Areal an der Kaufbeurer Moosbachstraße von der Dobler Bauunternehmung erwarb. Das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in unmittelbarer Nachbarschaft hat, übernahm nach erfolgreich gewonnener Ausschreibung auch die Aushub- und Rohbauarbeiten für das Gebäude.
Der Newsletter der BG BAU
Hier erhalten Sie alle wichtigen Meldungen und aktuelle Informationen zum Thema Arbeitsschutz per E-Mail – so etwa auch Hinweise zu neuen Arbeitsschutzprämien und Seminarangeboten.
Sie möchten keine Ausgabe der BauPortal verpassen? Klicken Sie einfach das entsprechende Kästchen in den Profileinstellungen an. Den Link zum Profil finden Sie am Ende jedes Newsletters oder direkt nach der Anmeldung.
Das neue Polizeigebäude
Das neue dreistöckige Gebäude, das Platz für die rund 90 Beschäftigten der Polizeiinspektion Kaufbeuren und der Kriminalpolizei bieten wird, soll einen begrünten Innenhof und einen gesicherten Polizeihof erhalten. Das Gebäude weist dann eine Nutzfläche von rund 1.800 m² auf. Im Erdgeschoss und in Teilen des ersten Obergeschosses wird die Polizeiinspektion einziehen. Im zweiten Stock werden sich die Räumlichkeiten der Kriminalpolizei befinden. Im Rest des ersten Stocks und im Keller finden sich gemeinsam genutzte Funktionsräume, beispielsweise Besprechungszimmer und Umkleiden. Insgesamt umfassen die Baumaßnahmen ein Volumen von 20,9 Millionen Euro, die Genehmigung erfolgte im Mai 2022. Die Fertigstellung ist für Herbst 2025 geplant.
Moderne energetische Standards
Das Gebäude soll nicht nur barrierefrei nutzbar sein, sondern wird nach den neuesten energetischen Standards errichtet. Die Beheizung des Gebäudes wird CO2-neutral über ein Erdsondenfeld erfolgen, sodass nach derzeitigen Berechnungen im Neubau bis zu 38 t CO2 eingespart werden. Zusätzlich sollen die Spitzenlasten durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe abgedeckt werden. Der für den Betrieb nötige Strom wird mittels einer Photovoltaik-Anlage erzeugt. Zudem wird bei der Fassadengestaltung vorwiegend Holz zum Einsatz kommen.
Eine Besonderheit des Gebäudes sind die Kurzzeit-Arrestzellen (auch Gewahrsamzellen genannt) im Untergeschoss, die durch einen von außen nicht zugänglichen Innenhof (Lichthof) über Lichtschächte mit Tageslicht versorgt werden.
Umsetzung der Baumaßnahmen durch Dobler
Im Oktober 2022 begannen zunächst die Tiefbauarbeiten, die ebenfalls von der Dobler Bauunternehmung ausgeführt wurden. Das mittelständische bayrische Unternehmen mit Hauptsitz in Kaufbeuren und acht weiteren Zweigstellen in Bayern und Baden-Württemberg bietet Dienstleistungen in den Bereichen Planen, Bauen und Betreiben an, wobei der Baubereich der größte und wichtigste ist. Im Bereich Bauen deckt Dobler Bauprojekte im Tiefbau, Rohbau und Ausbau ab. Ein Großteil des Auftragsvolumens kommt aus den Bereichen Tiefbau und Rohbau. Im Jahr 2020/2021 waren es 41 % bzw. 45 %.
Start der Bauarbeiten
Der Aushub der Baufläche in der Moosbachstraße startete im Oktober 2022. Häufige Schneefälle und komplizierte Sichtverhältnisse machten die Aushubarbeiten teilweise etwas aufwendiger. Dennoch wurden die Aushubarbeiten im Zeitrahmen beendet, sodass im März 2023 die Rohbauarbeiten beginnen konnten. Diese dauern noch an, die Umsetzung zeigt aber auch, dass bei Tätigkeiten – die aus baulicher Perspektive sicherlich eher Standard sind – der Maßstab gilt, sie nach modernen technologischen Maßstäben und unter Berücksichtigung der Arbeitsschutzvorgaben durchzuführen. Dazu gehören u. a. die Vorfertigung der Betonteile im unternehmenseigenen Fertigteilwerk, die Maßnahmen hinsichtlich der Absturzsicherung bei den Schal- und Rohbauarbeiten sowie sichere Zugangs- und Transportwege im Baustellenbereich.
Vorfertigung von Betonelementen
Das Bauunternehmen Dobler kann nicht nur eine Bandbreite von Arbeiten im Tief- und Hochbau abdecken, sondern verfügt über ein eigenes Werk, in dem Stahlbetonteile vorgefertigt werden. So können durch die Vorfertigung nicht nur Montagezeiten auf der Baustelle reduziert werden, sondern das Unternehmen kann auch schnell und effizient auf verschiedene Anforderungen in der Oberflächen-, Farb- und Formgestaltung reagieren. Die hausinterne Planung und eine digital gesteuerte Produktion tragen zu einer gleichbleibend hohen Qualität und einem optimiertem Bauablauf ab. Die Fertigteilplanung erfolgt komplett im 3-D-Modell und entspricht den geltenden BIM-Standards. Teil dieses Produktionsprozesses ist auch der Einsatz einer CNC-Fräse zur Herstellung von Präzisionsschalungsteilen.
Auch die Betonteile für die Polizeidienststelle in Kaufbeuren wurden im Fertigteilwerk vorgefertigt.
Transport auf die Baustelle
Da der Produktionsstandort ebenfalls in Kaufbeuren ist, waren die Transportwege entsprechend kurz, was sich auf die CO2-Bilanz dieses Projekts positiv auswirkt. Vorteilhaft aus ökologischer und vor allem aus gesundheitlicher Sicht war zudem, dass der Frischbeton für die Fertigteilproduktion mit einem vollelektrischen Betonmischer – auf Basis eines Seitenstaplers – vom eigenen Mischwerk in die Fertigungshalle geliefert wurde. Damit konnten die Abgasbelastungen in der Hallenluft auf null reduziert werden.
Damit die Fertigteile trotz der kurzen Wege sicher und unbeschadet auf die Baustelle kommen und vor allem zur Verkürzung der Beladezeit, wurden die fertigen Betonteile bereits im Werk auf Innenlader-Paletten vorgeladen. Diese Innenlader-Paletten müssen dann nur noch vom Sattelauflieger aufgenommen und können zur Montage auf die Baustelle transportiert werden.
Schal- und Rohbauarbeiten
Bei der Schalung der Decken und Wände setzt Dobler entsprechend geeignete Schalsysteme ein. Bei der Schalung der Kellerwände wurde Ortbeton verwendet. Der angelieferte Frischbeton wurde vor Ort auf der Baustelle über ein Betonsilo mit Fernsteuerung ausgebracht. Dieses Betonsilo mit Fernsteuerung ermöglicht ein Öffnen und Schließen der Verschlussklappen via Funk, sodass kein Beschäftigter im separaten Personenaufnahmemittel mitfahren muss und somit auch keine Absturzgefahr besteht.
Die Deckenelemente (Filigrandecken) wurde bereits im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur montiert. Vor Beginn der Betonage werden die dafür erstellten Traggerüste vom Polier abgenommen. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Einstürzen des Traggerüsts von Anfang an vermieden wird.
Teilweise werden Absturzsicherungen bereits in künftigen Obergeschossen vor Verlegen bzw. Montage der Filigrandecke angebracht.
Das individuelle Sicherheitsmodul: Checkliste für die Abnahme des Traggerüsts
Aufgrund der Erfahrungen der Vorjahre enthalten die Schalpläne, die vor Beginn der Schalarbeiten mit allen Eckdaten erstellt werden, mittlerweile eine Checkliste für die Abnahme der Traggerüste. Diese Checkliste unterschreibt der Polier nach der Überprüfung und dokumentiert mit Haken und Unterschrift so auch gleich die Abnahme.
Sicherheit bei der Anschlussbewehrung
Damit ein Betonbauteil mit einem weiteren Betonbauteil verbunden werden kann, kommt eine sogenannte Anschlussbewehrung zum Tragen. Diese Anschlussbewehrung aus Bewehrungseisen steht aus bereits betonierten Bauteilen heraus. Damit bei einem Sturz durch Stolpern oder Absturz in die Bewehrung keine Pfählungsverletzungen auftreten, hat Dobler die aufgehende Anschlussbewehrung mit einem speziellen Schutzprofil versehen.
Baustellenzugänge, Verkehrswege und mehr
Um den Zugang zur und die Verkehrswege auf der Baustelle sicherer zu gestalten, hat Dobler vor einigen Jahren diverse Stege mit montiertem Seitenschutz für kürzere und längere Übergänge angeschafft. Sie dienen hier sowohl als temporärer Verkehrsweg zum Überbrücken einzelner Geschossebenen während der Rohbau- und Ausbauphase als auch als Zugang zu einer Baugrube.
Darüber hinaus sind auch die die Baustelle abgrenzenden Bauzäune durch eine seitliche Verstrebung noch einmal zusätzlich gegen ein Umkippen gesichert. Um ein Betreten des Schwenkbereichs des Krans – dieser Kran ist ein sogenannter Untendreher, bei dem sich der gesamte Turm dreht – zu verhindern, wurden dort zudem um den gesamten Schwenkbereich eindeutige Absperrungen aufgestellt.
Mobile Absturzsicherung – sicher arbeiten, wenn es der Platz nicht hergibt
Viele Bauprojekte werden immer anspruchsvoller, sollen aber gleichzeitig schneller und wirtschaftlicher umgesetzt werden. Derzeitige systemunabhängige Sicherheitsvorkehrungen im Deckenschalungsbereich erfüllen jedoch die Anforderungen an Arbeitssicherheit und Ergonomie in bestimmten Bereichen nur bedingt. Deshalb hat das Unternehmen in eine mobile Absturzsicherung – Free Falcon – investiert. Diese Lösung mit einem patentierten Sicherheitsmodul verbindet Sicherheit und Bewegungsfreiheit und wird dann eingesetzt, wenn entsprechend andere technische Lösungen nicht möglich sind.
Baustromversorgung
Auch in Sachen Baustromversorgung setzt Dobler auf Sicherheit: Alle Baustromverteiler sind mit FI (Fehlerstrom-Schutzschalter) vom Typ B ausgestattet und werden von einer Elektrofachkraft in regelmäßigen Abständen geprüft. FI-Schalter (oder auch RCD, Residual Current Device) sind ein effizientes Mittel zur Vermeidung gefährlicher Verletzungen bei Stromunfällen und dienen zusätzlich der Brandverhütung. Die sogenannten PRCD-S (Personenschutzschalter) sind ortsveränderliche Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen mit geschaltetem Schutzleiter. Ihre Anschaffung wird als Investition in eine sichere Baustromversorgung von der BG BAU gefördert, auch Dobler hat dieses Angebot bei der Baustelleneinrichtung genutzt.
Arbeitsschutz mit System
Arbeitsschutz spielt bei Bauprojekten von Dobler nicht nur in der Praxis eine Rolle, sondern ist mittlerweile auch Teil der Unternehmensphilosophie. Aufgrund der Unfallstatistik der Vorjahre wurde im April 2020 die Abteilung Arbeitssicherheit eingerichtet. Rüdiger Stark, Fachkraft für Arbeitssicherheit, hat diese mit zwei weiteren Kollegen aufgebaut und kümmert sich im Team um Planung, Vorbereitung, Durchführung, Schulung und Kontrolle der Sicherheits- und Gesundheitsstandards. Seit 2020 ist das Unternehmen auch nach AMS BAU (das Arbeitsschutzmanagementsystem der BG BAU) zertifiziert und zeigt damit einmal mehr, dass Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bei Dobler gelebt werden.
Autoren
Ausgabe
BauPortal 3|2023
Das könnte Sie auch interessieren
Schalungs- und Gerüstbau
Passende Schalungslösungen für Erweiterungsbau
Dank der eingesetzten Schalungslösungen konnten die Rohbauarbeiten für den Erweiterungsbau von Roche fristgerecht abgeschlossen werden.
Dach- und Zimmererarbeiten
Minimiertes Risiko durch Vormontage
Damit die Unfallgefahr bei Dacharbeiten verringert wird, werden zunehmend bestimmte Bauteil-Gruppen im Holzbau in Produktionshallen vormontiert.
Bauwerksbau
Bau des Leonardo-da-Vinci-Gymnasiums in Berlin-Buckow mit „Zero-Waste-Strategie“: Schul-Neubau mit RC-Beton
Es entsteht als einer der drei Modell-Schul-Neubauten mit energieoptimiertem Bauen und möglichst wenig Bauabfällen.