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Baumaschinen

Mehr Sicherheit in Kabinen von Baumaschinen

Eine Frau kniet vor einer Fahrerkabine.
Malin Påhlson, die bei Hammerglass als Senior Design & Compliance Engineer arbeitet, vor einer Kabine mit FOPS- getesteten RABS-Rahmen
Bild: Hammerglass GmbH


Fahrersicherheit bei Baumaschinen rückt in der Baubranche immer mehr in den Fokus. Denn beim Umgang mit Baumaschinen passieren immer wieder schwerwiegende Unfälle, etwa beim Rückwärtsfahren, Umkippen oder bei Abbruch- und Sprengarbeiten. Oft sind solche Unfälle auch mit Verletzungen durch Glasbruch in der Fahrkabine verbunden. Um Gefährdungen durch Glasbruch zu vermeiden, sollte auch auf sicheres Kabinenglas geachtet werden. 


Zur Verantwortung des Arbeitgebers gehört es, Fahrerinnen und Fahrer von Baumaschinen auf Baustellen zu schützen. Hier gilt, alle im Arbeitsumfeld möglichen Risiken zu berücksichtigen. So müssen sie z. B. bei der Verwendung von Hydraulikhämmern oder anderen Geräten zum Zerteilen großer Gesteinsblöcke oder festen Gesteins sowie Brecheranlagen oder bei der mechanischen Verladung von gesprengtem Gestein vor Staub und vor detonierenden Sprengstoffresten bzw. umhergeschleuderten Steinen geschützt werden. Deshalb ist es wichtig, dass das Glas einer Fahrerkabine der Gefahr durch Steinschlag, herumfliegende Trümmer oder auch Sprengstoffe standhält und nicht bricht. 

Denn obwohl es sogenannte Sicherheitsscheiben auf dem Markt gibt, kommt es bei derartigen Vorfällen immer wieder zu Glasbruch. Umfragen des schwedischen Herstellerunternehmens Hammerglass zeigten, dass mehr als 40 % der Unternehmen, die Maschinen besitzen, bis zu fünf Mal im Jahr Glasbruch erleben. Welches Glas für welchen Einsatz geeignet ist, zeigt eine sogenannte Sicherheitsanalyse, die Hammerglass seit einigen Jahren anbietet.
 

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Anforderungen an Glas, das Beschäftigte schützt

Hammerglass begann 2010, sich mit dem Thema Sicherheit für Maschinenfahrer in der Baubranche zu beschäftigen, als die schwedische Arbeitsschutzbehörde eine neue Verordnung verabschiedete, die die Arbeit in Steinbrüchen und Bergwerken regelt. Die Verordnung fordert, dass Maßnahmen ergriffen werden, um diejenigen, die mit Gesteinsbohrgeräten arbeiten, Hydraulikhämmer verwenden und gesprengtes Gestein beladen, vor Steinschlag durch Sprengaussetzer zu schützen. 

In der Folgezeit häuften sich Anfragen des Markts nach einem Polycarbonatschutz – einem Schutz mit der Kraft, Explosionen versteckter Sprengstoffe zu widerstehen. 
 

Polycarbonat

Polycarbonat gehört zu den thermoplastischen Kunststoffen und zeichnet sich durch eine hohe Transparenz und Wärmeformbeständigkeit aus. Polycarbonat ist zudem schlagfest und wird meist dort verwendet, wo andere Kunststoffe zu weich oder zu wenig formstabil sind. 

Hammerglass erstellte daraufhin in Kooperation mit Verbänden und Industrie eine technische Spezifikation für die erforderliche Schutzvorrichtung. Diese Schutzvorrichtung – in diesem Fall die Kabinenscheibe – sollte den Bedienenden vor der Druckwelle einer Explosion, den von der Explosion geschleuderten Steinen und scharfen Gegenständen schützen, zudem optische Qualitäten, wie sie für die Windschutzscheibe eines straßenbetriebenen Fahrzeugs erforderlich sind, und die gleichen Abnutzungseigenschaften wie die Windschutzscheibe eines straßenbetriebenen Fahrzeugs aufweisen.

 

RABS-geprüfte Scheiben 

Um die Qualität und die Sicherheit der neuentwickelten Fahrzeugscheiben nachzuweisen, wählte man eine Reihe von EN-, ISO-Prüfnormen und UN-ECE-Richtlinien aus und wendete sie an. Die Sicherheitsnormen für Bedienerschutzvorrichtungen erfordern, dass eine Schutzvorrichtung gegen eine messbare Kraft getestet und mit den internationalen Normen und Sicherheitsstufen gekennzeichnet wird, die der Schutz erfüllt.

Aus dem Kürzel der verwendeten Normensammlung „R43, Axe, Blast and Stone“ ergab sich der Name der „RABS“ für diese Fahrzeugscheiben. Das RABS-Label zeigt somit an, dass eine Scheibe einer Kombination internationaler Sicherheitsstandards entspricht. 2013 wurden die ersten RABS-Rahmen auf einem Volvo-Bagger montiert.
 

Explosionssicherheit prüfen

Wenn die Gefährdungsanalyse ergibt, dass Kabinen von Baumaschinen mit einer explosionssicheren Scheibe ausgestattet sein müssen, sollte vorher geprüft werden, ob diese Scheiben auch als Schutzeinrichtung stoßgetestet bzw. aufprallgeprüft (auch als FOPS- bzw. Top Guard/Front Guard-geprüft bezeichnet) sind. Ansonsten ist zusätzlich ein geprüftes Schutzgitter erforderlich.
 

Kabine mit Schutzgitter
Bei besonders starken Erschütterungen, z. B. nach Explosionen oder Steinschlag, kommt es trotz Kabinenschutz zu Glasbruch.
Bild: Hammerglass GmbH

FOPS (Falling Object Protective Structure) 

FOPS bezeichnet einen Schutzaufbau von Fahrerkabinen gegen herabfallende Gegenstände von oben. Bei Hydraulikbaggern wird diese Schutzeinrichtung Top Guard genannt, die Schutzeinrichtung vor Gegenständen von vorne nennt sich Front Guard. Diese Schutzeinrichtungen stellen eine Erweiterung des Überrollschutzes (Roll Over Protective Structure, kurz ROPS) dar. Zu diesem Zweck werden in die Kabinen von Baumaschinen zusätzliche, aussteifende Rahmen- und Gitterelemente eingebaut. Stürzt ein Gegenstand auf die Fahrerkabine, wird diese nur in geringem Maße verformt und der Maschinenführer effektiv geschützt.

 

Sicherheit geht vor 

Mittlerweile gibt es einige innovative Lösungen für Kabinensicherheit. Eine von ihnen ist der mit FOPS getestete RABS-Rahmen, der eine Alternative zum herkömmlichen Abbruchgitter (gitterförmiger Kabinenschutz) darstellt. Für welche Lösung sich Unternehmen auch entscheiden, wichtig ist, vorausschauend und verantwortungsvoll zu agieren, um die Sicherheit der Fahrerinnen und Fahrer zu gewährleisten und ihren Arbeitsalltag möglichst komfortabel zu gestalten. 

 

Autoren

Marius Schiller

Hammerglass GmbH

Oliver Afsah

Hammerglass GmbH


Ausgabe

BauPortal 2|2023