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Fertigteilbau, Beton

Risikomanagement im Bauwesen

Beton-Fertigteile werden mit einem Kran zu einem Fertigteilhaus zusammengesetzt.
Bild: alisseja - stock.adobe.com


Betonfertigteile sind vorgefertigte Bauelemente aus Beton, die in einem Werk oder einer Fabrik hergestellt und dann zur Baustelle transportiert werden. Sie bieten viele ökonomische und ökologische Vorteile. Jedoch sind Herstellung, Transport und Verwendung von Betonfertigteilen seit Jahren mit einem speziellen Unfallgeschehen – und entsprechend hohen Entschädigungsleistungen – verbunden.
 

Aufgrund der Vielzahl von Vorteilen ist die Verwendung von Betonfertigteilen weit verbreitet in der Baubranche. Die wichtigsten Vorteile sind nachfolgend zusammengetragen.
 

Zeitersparnis

Die Herstellung von Betonfertigteilen erfolgt in kontrollierten Werkstätten unter optimalen Bedingungen, unabhängig von Witterungseinflüssen auf der Baustelle. Dies ermöglicht eine schnellere Bauweise, da die Teile bereits vorgefertigt und bereit für die Installation sind.
 

Qualitätskontrolle

Die Herstellung von Betonfertigteilen unter kontrollierten Bedingungen ermöglicht eine präzise Qualitätskontrolle. Dadurch wird eine gleichbleibend hohe Qualität der Bauelemente gewährleistet, was strukturelle Integrität und Langlebigkeit fördert.
 

Kosteneffizienz

Obwohl die Herstellung von Betonfertigteilen anfangs Kosten verursacht, können die Gesamtkosten eines Bauprojekts durch Zeitersparnis und effizientere Nutzung von Ressourcen oft reduziert werden. Die Beschleunigung des Bauprozesses kann auch zu niedrigeren Arbeitskosten führen.
 

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Vielseitigkeit

Betonfertigteile sind äußerst vielseitig und können für eine breite Palette von Bauanwendungen eingesetzt werden, einschließlich Wänden, Decken, Stützen, Treppen und vielem mehr. Die Vielseitigkeit ermöglicht es, verschiedene architektonische Designs umzusetzen.
 

Wetterunabhängigkeit

Da die Herstellung von Betonfertigteilen in geschlossenen Werkhallen stattfindet, sind die Bauarbeiten weniger anfällig für Witterungseinflüsse. Dies erhöht die Arbeitskontinuität und ermöglicht das Arbeiten unabhängig von den Wetterbedingungen.
 

Nachhaltigkeit

Betonfertigteile können aus recyceltem Material hergestellt werden, und ihre Langlebigkeit trägt zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs bei. Darüber hinaus ermöglicht die Präzisionsfertigung eine optimale Nutzung von Materialien, was Abfall minimiert.
 

Standardisierung und Wiederholbarkeit

Die industrielle Fertigung von Betonfertigteilen ermöglicht eine hohe Standardisierung und Wiederholbarkeit. Dies erleichtert die Planung und Ausführung von Bauprojekten, da die gleichen Bauelemente in verschiedenen Teilen des Projekts verwendet werden können.
 

Montage eines Satteldachbinders aus Beton, wobei eine Person von der Hubarbeitsbühne agiert und die andere Person mittels Leitseil führt.
Fertigteile aus Beton und Mauerwerk
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH

 

Nur Vorteile?

Insgesamt tragen diese Vorteile dazu bei, dass Betonfertigteile eine effiziente und beliebte Option in der modernen Bauindustrie sind. Allerdings gibt es auch spezielle Gefährdungen und Herausforderungen, die bei ihrer Herstellung, ihrem Transport und ihrer Verwendung zu berücksichtigen sind. Die verhältnismäßig hohen Entschädigungsleistungen der BG BAU für Unfälle im Zusammenhang mit dem Transport von Betonfertigteilen auf der Baustelle, deren Zwischenlagerung und Einbau belegen sehr deutlich, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht.
 

Risiken bei Herstellung, Transport und Verwendung

Eine unsachgemäße Herstellung von Betonfertigteilen kann zu Qualitätsproblemen führen, die strukturelle Probleme verursachen und die Sicherheit der Konstruktion beeinträchtigen.

Betonfertigteile können aufgrund ihres Gewichts, ihrer Größe und/oder Form auch mal schwer zu transportieren und zu handhaben sein. Unzureichende Sicherheitsmaßnahmen während des Transports oder des Einbaus führen deshalb leider zu oft zu Arbeitsunfällen. So erfordert das Anheben und Positionieren von Betonfertigteilen spezielle Hebetechniken und Ausrüstungen.

Fehler bei der Verwendung von Hebezeugen verursachen Unfälle, bei denen Menschen und Materialien zu Schaden kommen. Die richtige Montage und Verbindung der Betonfertigteile sind entscheidend für die strukturelle Integrität. Oder anders gesagt: Fehler bei der Montage können zu Instabilität und möglichen Schäden führen.

 

Gefährdungsbeurteilung als Mittel des Risikomanagements

Im Rahmen des betrieblichen Risikomanagements gilt es, mithilfe der Gefährdungsbeurteilung mögliche Gefährdungen und Belastungen der Beschäftigten am Arbeitsplatz systematisch zu ermitteln und zu bewerten, um dann Schutzmaßnahmen nach der Maßnahmenhierarchie (Substitution, Technik, Organisation, persönliche Maßnahmen) festzulegen.

Die Gefährdungsbeurteilung ist nicht nur das zentrale Instrument im Arbeitsschutz und der Schlüssel zur Verringerung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Erkrankungen – sie trägt mit einer genauen Unfallanalyse auch dazu bei, Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Mithilfe der Gefährdungsbeurteilung gewinnt man wichtige Informationen über die Gefährdungen und Belastungen an Arbeitsplätzen, die notwendigen technischen und organisatorischen Schutzmaßnahmen, den erforderlichen Einsatz persönlicher Schutzausrüstungen sowie über die Inhalte für Unterweisungen.

 

Unfallursachen angehen durch geeignete Schutzmaßnahmen

Der BG BAU-Baustein C361 „Fertigteile aus Beton und Mauerwerk“ gibt in komprimierter Form wichtige Informationen zur Verwendung bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und der Unterweisung von Beschäftigten. Nachfolgend sind mögliche Schutzmaßnahmen– entsprechend der jeweiligen Verwendung von Fertigteilen – zusammengetragen:
 

Lastaufnahmeeinrichtungen

Beim Transport sind nur auf das Fertigteil abgestimmte Transportankersysteme, Lastaufnahmemittel und Anschlagmittel zu verwenden. Bei Transportankersystemen ist zudem die Verwendungsanleitung des Herstellers zu beachten. Die Tragfähigkeit muss nachgewiesen sein.
 

Lagerung

Fertigteile sind nur auf ebenen und tragfähigen Lagerplätzen kipp- und rutschsicher abzusetzen. Dabei muss der Sicherheitsabstand von mindestens 0,50 m zu beweglichen Teilen, z. B. zu Kranen, eingehalten werden.
 

Montage

An der Baustelle muss eine entsprechende Montageanweisung vorliegen und es ist darauf zu achten, dass Fertigteile möglichst nicht über Personen und mit dem geforderten Sicherheitsabstand zu elektrischen Freileitungen geschwenkt werden. Darüber hinaus sollten Hebezeuge mit geringer Hub- und Senkgeschwindigkeit verwendet werden. Großflächige bzw. lange Fertigteile sind mit Leitseilen zu führen. Wenn Fertigteile vom Lastaufnahmemittel gelöst werden, müssten sie vorher so gesichert werden, dass sie nicht umkippen, abstürzen oder sonst ihre Lage verändern können. Dabei sollten auch wechselnde Stabilitätsbedingungen berücksichtigt werden. Bei der Montage selbst muss die Anzahl der erforderlichen Montagestreben statisch nachgewiesen werden. Es gilt, dass mindestens zwei Streben je Fertigteil angebracht werden und die Neigung der Montagestreben zwischen 30° und 60° beträgt. Generell sollte nicht an übereinander liegenden Stellen gleichzeitig gearbeitet werden. Alle Gefahrbereiche unterhalb der Montagestelle sind abzusperren und zu kennzeichnen, Werkzeuge und Kleinmaterial in Behältern sind mitzuführen.

Darüber hinaus sollten immer die Witterungsverhältnisse (z. B. Wind, Gewitter) beachtet werden, um eine sichere Montage zu gewährleisten.
 

Arbeitsplätze und Verkehrswege

Zum Festlegen von Bauteilen oder zum Lösen von Anschlagmitteln – also bei allen Arbeiten in der Höhe – sollten möglichst Hubarbeitsbühnen verwendet werden.
 

Besonderheiten bei Beton-Deckenplatten und Mauerwerk-Fertigteilen

Bei einigen Fertigteilen sind besondere Aspekte zu beachten: Bei Deckenplatten aus Beton sind die hartschaumverfüllten Aussparungen beim Verlegen zu öffnen sowie durchtrittsicher und unverschieblich abzudecken. Wenn Fertigteile aus Mauerwerk eingesetzt werden, sollte bei mehr als zwei Aufhängepunkten eine Ausgleichstraverse verwendet werden. Die Fertigteile sollten nur in Einbaulage zwischengelagert werden. Eine Teilauflagerung der Fertigteile ist zu vermeiden. Die Mauerwerksöffnungen (z. B. Tür- und Fensteröffnungen) sind besonders zu sichern.

 

Unfallstatistik der Beton- und Fertigteilindustrie bei der BG RCI1

„Die Beton- und Fertigteilindustrie führt seit vielen Jahren die Unfallstatistik der BG RCI – Branche Branche Baustoffe - Steine - Erden – an. Dieser Industriezweig ist mit 22­ % der Unternehmen und 27 % der Versicherten eine der größten Branchen im Bereich der BG RCI und verursacht nahezu 30 % aller Entschädigungskosten. An vorderster Stelle bei den Unfallursachen steht neben dem Fehlverhalten der Mitarbeiter das Organisationsverschulden durch die Führungskräfte. Dabei sind insbesondere die Eignung der Mitarbeiter für die durchzuführenden Arbeiten und die Kontrollen zur Einhaltung der Sicherheits- und Gesundheitsschutzvorschriften von größter Bedeutung.“

Grundsätzlich sind bei allen Arbeiten mit Betonfertigteilen die Absturzsicherungen gemäß DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“ zu planen und zu realisieren!
 

Bausteine-Logo, Handy mit Bausteine-App und Tablet mit mehreren Reihen von Baustein-Merkheften und einigen Einzelbausteinen
Bild: H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH

Der BG BAU-Baustein C361 sowie die vertiefenden Bausteine B161 „Lastaufnahmemittel“ und B164 „Anschlagen von Lasten Anschlagmittel“ sind im Medien-Center kostenfrei herunterladbar.
 

Fußnoten
1
BG RCI: Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie
Autor

Dipl.-Ing. Bernd Merz

BG BAU Prävention


Ausgabe

BauPortal 1|2024