Der von Ihnen verwendete Browser wird von der BG BAU nicht mehr unterstützt. Es kann daher auf der BG BAU Website zu Darstellungsfehlern kommen.

Schalungs- und Gerüstbau

Stadtgarten als Aufstockung eines Beton-Bunkers

Abbildung des Hamburger Bunkers mit dem geplanten, mehrstöckigen Dachgarten.
Nach der Fertigstellung wird der Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld um fünf pyramidenartige Etagen und einem üppig begrünten Dachgarten aufgestockt sein.
Bild: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien


Der Bunker St. Pauli am Hamburger Heiligengeistfeld wird aufgestockt und anschließend begrünt. Als Stadtgarten wird der historische Turm Besucherinnen und Besuchern als Naherholungsoase mitten in St. Pauli dienen. Das bauausführende Unternehmen George Bähr beauftragte Doka für die teilweise komplexen Schalungsdienstleistungen. Das Schalungsunternehmen erarbeitete zudem gemeinsam mit dem Tragwerksplaner ein Lastabtragungskonzept, das die Grundlage für die Bauarbeiten in den zusätzlichen fünf Stockwerken bildet.
 

Der historische Bunker, der seit den 1990er-Jahren auch als Medienbunker bekannt ist, befindet sich mitten im Hamburger Stadtgebiet – in unmittelbarer Nähe der Veranstaltungsfläche Heiligengeistfeld und des Millerntor-Stadions des FC St. Pauli. Damit sich der ehemalige Flakbunker in einen Stadtgarten verwandeln kann, muss der etwa 40 m hohe Turm mit einer Grundfläche von 75 × 75 m um rund 20 m aufgestockt werden. Bei den Vorbereitungen stellte sich heraus, dass die Bunkerdecke nicht über die gesamte Fläche für die Lasten aus den Bauzwischenzuständen tragfähig ist.
 

Gemeinsam abgestimmtes Lastabtragungskonzept

Eine der größten Herausforderungen für alle Beteiligten war die Unterstellung der zentralen Halle, die sich über die gesamte Breite des Bunkers erstreckt. Aufgrund der vorgegebenen Statik ist die Überspannung dieser Halle erst dann tragfähig, wenn die letzte Decke hergestellt ist. Das bedeutet, dass in den Bauzwischenzuständen die Abtragung aller Lasten der herzustellenden Wände und Decken der geplanten fünf Geschosse auf eine sehr begrenzte Fläche der Bunkerdecke sichergestellt werden muss. In enger Abstimmung zwischen George Bähr, dem Tragwerksplaner und Doka entstand folglich ein Lastabtragungskonzept, welches alle im wahrsten Sinne des Wortes „erschwerten“ Rahmenbedingungen erfüllen kann. Zur Herstellung der Hallenunterstellung holte Doka zusätzlich thyssenkrupp mit ins Boot.
 

Sicht auf den Hamburger Bunker  von oben.
Die Lasten der Aufstockung müssen sehr gezielt auf eine begrenzte Fläche der Bunkerdecke abgeleitet werden.
Bild: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien


Einsatz der Selbstkletterschalung für Aufzugsschächte

Für die Errichtung zweier außenliegender Aufzugsschächte musste unter einem vorhandenen Vorsprung – dem sogenannten Bunkerkragen – gearbeitet werden. Der Vorsprung verhinderte, dass an allen Seiten eine krangekletterte Schalung eingesetzt werden konnte, bei der ein Kran Arbeitsbühne und Schalungsmaterial umsetzt. Deshalb entschied man sich auf nur drei Seiten für die Krankletterschalung MF240 und auf der Seite des Vorsprungs für eine hydraulische Selbstkletterschalung. Mit dieser kompakten, selbstkletternden Schalung kann auch bei beengten Verhältnissen kranunabhängig geklettert werden. Im Fall des Bunkers kletterte die Schalung bis zum Bunkerkragen. Dort angekommen, ging es – ohne Kraneinsatz – wieder abwärts bis zum Boden, von wo aus Bühne und Schalung mit einem mobilen Hebegerät ausgehoben und anschließend oberhalb des Bunkerkragens für die weiteren Betonierabschnitte wieder eingesetzt wurden. Die zwei bis zu 63 m hohen Aufzugsschächte wurden Ende 2020 fertiggestellt. Auch sie werden später an der Außenfassade begrünt werden.
 

Abbildung einer Seitenwand des Hamburger Bunkers mit der Selbstkletterschalung SKE50 plus
Am Bunkerkragen wurde die Selbstkletterschalung SKE50 plus eingesetzt.
Bild: Planungsbüro Bunker/Matzen Immobilien


Außergewöhnliche Aufstockung

Nach Fertigstellung sind es fünf Geschosse mehr mit insgesamt 1.500 m2 Deckenfläche – das entspricht in etwa der Fläche von 56 Tennisplätzen. Angesichts dieser Dimensionen sprechen die Doka-Mitarbeitenden von einem der größten „Bauen auf Bestand“-Projekte. Auf ein bestehendes historisches Gebäude wurde ein ganzes Ensemble mit unterschiedlich genutzten Flächen aufgesetzt.
 

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 4|2021