Gebäudedämmung
Sanierung des Berliner Flughafens Tempelhof
Der Flughafen Tempelhof soll in den kommenden Jahren zu einem Experimentierort und neuen Berliner Stadtquartier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft werden. Bis Ende Mai 2023 wurden dafür das westliche Kopfgebäude und der Tower des historischen Flughafens umfassend saniert – dabei mussten auch die besonderen Auflagen des Denkmalschutzes berücksichtigt werden.
Der Berliner Flughafen Tempelhof ist eine Architekturikone und durch die Luftbrücke von 1948/49 auch zu einem Symbol der Freiheit geworden. Jetzt wird er zu einem neuen Informations- und Veranstaltungsort umgestaltet und in mehreren Sanierungsschritten sukzessive seiner künftigen Bestimmung zugeführt. Den europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann das Schweizer Büro „:mlzd“ aus Biel.
Keine Sanierung ohne energetische Nachbesserung
Da der zwischen 1936 und 1941 nach den Plänen von Ernst Sagebiel erbaute Flughafen nicht den heutigen energetischen Anforderungen entspricht, musste im Zuge der Sanierung massiv energetisch nachgerüstet werden.
Das gesamte Flughafengebäude – insbesondere die Fassade – steht unter Denkmalschutz, sodass eine Innendämmung zwingend vorgegeben war. Die Architekten planten dafür zunächst mit einer Dämmlösung aus Plattenwerkstoffen, wurden jedoch schnell von den Begebenheiten vor Ort sowie von den nicht verhandelbaren Vorgaben des Denkmalschutzes – geschützte Bausubstanz ist zu erhalten – überrollt.
Herausforderung Innendämmung
Die von den Architekten favorisierte Innendämmung scheiterte an der vorgefundenen Situation, dass die für Plattendämmstoffe erforderliche innen liegende Dampfsperre weite Hohlräume hätte überspannen müssen. An den Fensterlaibungen und Heizkörpernischen wären viele Anpassungen erforderlich gewesen. Dies alles ist kostenintensiv und bauphysikalisch durchaus als riskant zu bewerten. Die naheliegende Lösung war daher ein kompletter Systemwechsel – und zwar auf einen hochleistungsfähigen Wärmedämmputz, der per se nur hohlraumfrei aufgebracht werden kann und auch keine Dampfsperre benötigt. Bei einer geraden Wand ergibt sich, vereinfacht betrachtet, die Gesamtputzstärke aus der Stärke des energetisch erforderlichen Wärmedämmputzes zuzüglich der Stärke des Bestandsputzes – vorausgesetzt, man will auch dort den Mindestwärmeschutz erreichen. Ursprünglich geplant war beim Tempelhof-Projekt eine Gesamtstärke von ca. 40 bis maximal 80 mm. Deshalb suchte man eine Lösung, die diese Parameter erfüllte, und entschied sich für Ecosphere-Spritzdämmung. Für „maxit eco 71“ ist dies nur eine kleinere Fingerübung: Der auf Basis von Zement und Mikrohohlglaskugeln aufgebaute Wärmeputzmörtel von Maxit besitzt ein geringes Gewicht, was u. a. auch mitverantwortlich für die hohe Standfestigkeit des Mörtels beim Aufspritzen ist. Sein zugleich schnelles Ansteifen ermöglicht, Schichtstärken von 20 bis 100 mm nass in nass ohne Putzträger zügig aufzubringen.
Es kommt noch stärker
Würde man die Wandkonturen des Bestands nachzeichnen, würde oben Beschriebenes eins zu eins funktionieren. Gewünscht waren jedoch ebene, lotrechte Wände. Lotrecht war nicht viel und in Summe ergaben sich, zusammen mit dem Ausgleich zur Senkrechten, Putzstärken von bis zu 120 Millimeter. Auch das stellt für die Ecosphere-Spritzdämmung keine Herausforderung dar, wenngleich in diesem Fall ein Putzträger eingebracht werden muss. Mit diesem ginge problemlos sogar noch ein wenig mehr – bis hin zu 150 Millimeter Putzstärke. Ein Putzträger muss zudem nicht unbedingt als Mehrleistung betrachtet werden: Bei solch einem extrem zerklüfteten, unterschiedlich aufgebauten Untergrund wie beim Tempelhofer Projekt ist eine zusätzlich eingebaute Sicherheit durchaus zu empfehlen. Auch bei dünneren Putzaufbauten sind in der Praxis bei der Spritzdämmung „maxit eco 71“ eingearbeitete Putzträger oft Standard. Letztendlich wurde die „Sonderlösung Tempelhof“ also standardmäßig gelöst.
Zu Beginn stand ein gründliches Säubern des Untergrunds auf dem Plan. Lose und schlecht haftende Putz- und Farbschichten wurden mit einem Spachtel entfernt, dann kam eine kräftige Stahlbürste zum Einsatz. Abschließend wurde alles nochmals gründlich abgesaugt und die gesamte Fläche mit dem Putzverfestiger „maxit prime 1100“ tief bearbeitet. Als Putzträger wurden anschließend Welnet-Drahtnetze mit einer 50-mm Welle angedübelt. Nach dem Durchspritzen einer ersten 20 mm dicken Kontaktlage folgten die restlichen Schichten nass in nass in Stärken von ca. 30 mm. Der Rest war Routine: 4 bis 5 mm Armierungsmörtel „maxit eco 79“ mit einem Zahnspachtel aufziehen, Armierungsgewebe und Gewebeeckwinkel einbetten und deckend auf bis zu 6 mm Gesamtstärke überziehen. Den Abschluss bildet eine gefilzte Deckputz-Lage aus „maxit ip 305 purcalc“-Schweißputz.
Nur bedingt hohlraumfrei
Mit der Entscheidung für die spritzbare Ecosphere-Hochleistungsdämmung wurde das bauphysikalische Risikopotenzial einer fehlerhaften Dampfbremse sowie der Bildung von Kondensationshohlräumen ad acta gelegt. Schichtstärken von bis zu 120 mm und eine Wärmeleitzahl von λ10,dry,mat < 0,04 W/(mK) liefern perfekte Dämmwerte, die in Teilbereichen – dort wo besonders viel ausgeglichen werden musste – die energetischen Anforderungen auch übertreffen. Als hohlraumfrei kann man die Gesamtkonstruktion jedoch nicht wirklich bezeichnen. Hier hatte der Denkmalschutz noch ein Wörtchen mitzureden, der auch auf den Erhalt der in manchen Pfeilern integrierten Versorgungsschächte der ehemaligen Heizung bestand. Anstatt diese Schächte mit wärmedämmendem Material zu verfüllen, wurden die ziemlich grob aus dem Mauerwerk geschlagenen, gewaltigen Schlitze mit einer dem Pfeiler stirnseitig aufgedoppelten Heraklithplatte überdeckt. „Hohlraumfrei“ war also nur bedingt gegeben, aber da, wo diese Eigenschaft bauphysikalisch unabdingbar ist, wurde alles hohlraumfrei umgesetzt. Die Heraklithplatten erhielten eine Vorspachtelung mit der Haftbrücke „maxit eco 70“, die anschließend zur besseren Haftvermittlung mit einem Besen quer aufgekehrt wurde. Der Rest ist bereits bekannt.
Keine Luftkonstruktionen
Für die Ausbildung der Ecken werden üblicherweise zuerst mit einem Ansetzmörtel Kantenprofile gesetzt und anschließend der Putz über diese abgezogen. Der ausführende Betrieb Bernd Letzel Außenputze entschied sich hier jedoch für eine andere Methode. Die Vorgabe, alles lotrecht zu setzen, bedingte, dass an einigen besonders schrägen Pfeilern bis zu 12 cm mit Mörtel hätten unterfüttert werden müssen. Solche „Luftkonstruktionen“ waren dem Betrieb in der Ausführung zu unprofessionell und man entschied sich, alles so zu machen wie früher. Also wurden in die Laibungen beidseitig Anputzbretter gesetzt und über diese der Dämmputz sauber abgezogen. Nach dem Abbinden wurden dessen „Stirnseiten“ mit dem Grundanstrich „maxit prim 1070“ sowie „maxit eco 70“ vorbereitet, um eine sichere Haftung des dann seitlich aufgezogenen Laibungsputzes zu gewährleisten. Der Rest erfolgte nach Standard, also mit eingelegten Gewebeeckwinkeln. Den Abschluss bildete auch hier eine gefilzte Deckputz-Lage aus „maxit ip 305 purcalc“-Schweißputz.
Für eine Fläche von knapp über 450 m² lieferte die Maxit-Gruppe (Azendorf) aus ihrem fein abgestimmten Putzsortiment die mineralische Spritzdämmung „eco 71“, den Armierungsmörtel „eco 79“ sowie den „ip 305 purcalc“-Schweißputz. Neben ihrer enormen Ergiebigkeit von 7.200 l/t besticht die Spritzdämmung eco 71 auch durch ihre gute Trockenfördereigenschaft. Es ist deutlich wirtschaftlicher und auch für den Verarbeiter schonender, ein Silo zu stellen und die „Dämmung“, so wie hier, 30 m hoch zu pumpen, anstatt in Zwei-Personen-Teams großformatige Dämmplatten an Ort und Stelle zu schleppen. Die gesamte Baustelle konnte über ein 2,2-t-Silo versorgt werden.
Insgesamt wurden zirka 7,5 t Ecosphere-Spritzdämmung verarbeitet. Mit nur drei Nachfüllungen wurden die Putzarbeiten somit äußerst wirtschaftlich und effizient abgewickelt.
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Energetische und auch ökologische Zielsetzung erfüllt
Bauherr und Planer konnten mit der Ecosphere-Spritzdämmung sowie den ergänzenden Produkten alle energetischen Vorgaben bauphysikalisch und ökologisch perfekt umsetzen. Auch der Denkmalschutz kann rundum zufrieden sein, denn die eingesetzte Spritzdämmung „eco 71“ ist ein Putzsystem, das aufgrund seines multizellularen Aufbaus mit minimalem Materialeinsatz hohe Dämmleistungen erzielt. Seine Klassifizierung „nicht brennbar A1“ setzt seiner Verwendung auch brandschutztechnisch keine Einschränkungen. Frei von Schadstoffen und rein mineralisch aufgebaut können Mauerwerk oder Beton zusammen mit der Spritzdämmung komplett geschreddert und dem Recycling zugeführt werden.
Bauprojekt:
Denkmalgerechte Sanierung des Kopfgebäudes West und des Towers am historischen Flughafen Tempelhof
Architekt:
Büro :mlzd, Biel/Schweiz
Verarbeiter Innendämmung:
Bernd Letzel Außenputze
Fläche Innendämmung:
ca. 450 m²
Dämmlösung:
Spritzbare Ecosphere-Innendämmung „maxit eco 71“ (7,5 t) für denkmalgerechtes Dämmen
maxit-Gruppe
Autor
Ausgabe
BauPortal 3|2023
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