Baumaschinentechnik
Anschnall-Kampagne der BG BAU
Aufgrund der hohen Zahl „Nicht-Angeschnallter“ und der hohen Zahl der schweren und tödlichen Umsturzunfälle – vier tödliche Unfälle im Jahr 2021 – startet die BG BAU die Kampagne „Wann schnallst Du’s? Anschnallen rettet Leben!“.
Ziel der Kampagne ist die Verhaltensänderung der Beschäftigten. Beim Führen von Baumaschinen muss das Anlegen des Sicherheitsgurts zur Selbstverständlichkeit werden. Nur so sind bei Umsturzunfällen schwere und tödliche Verletzungen zu verhindern. Bisher ist „in vier von fünf Fällen die Sicherheit der Maschinenführer aufgrund der Nichtanwendung der Rückhaltessysteme nicht gegeben“, wie der Artikel zum Unfallgeschehen durch umstürzende Erdbaumaschinen herausgestellt hat.
Warum ist Anschnallen notwendig?
Das Sicherheitsgefühl beim Fahren mobiler Arbeitsmittel ist auf Baustellen hoch. Dies verleitet Fahrerinnen und Fahrer dazu anzunehmen, dass allein die massive Konstruktion des Fahrzeugs ausreichend Schutz bei einem Unfall bietet – ein Irrglaube! Maschinen wie z. B. Radlader und Mini-Bagger müssen zwingend mit einem Personenrückhaltesystem („Anschnallgurt“) UND mit einer Überrollschutzstruktur (ROPS) ausgerüstet sein. Dieses Schutzsystem entfaltet nur gemeinsam, im Zusammenspiel, seine Schutzwirkung. Das ROPS stellt bei einem Umsturz den Überlebensraum für Fahrerin oder Fahrer sicher. Das Anschnallen sorgt dafür, dass Fahrerin oder Fahrer im Überlebensraum verbleibt und geschützt wird.
Kleiner Handgriff, große Wirkung
Im Zuge der täglichen Arbeit muss die Maschinen bedienende Person, besonders bei kleineren Radladern und Mini-Baggern, ständig ein- und aussteigen. Gerade bei diesen häufigen Wechseln empfinden viele den An – und Abschnallvorgang als langwierig und umständlich.
Unterstützung durch ALR- und ELR-Systeme
Unternehmen können schon mit kleinen Maßnahmen die Anschnallbereitschaft der Beschäftigten erhöhen: Viele Radlader und Mini-Bagger sind mit sogenannten ALR-Systemen (Automatic Locking Retractor) ausgerüstet. Diese Systeme blockieren den ausgezogenen Gurt automatisch auf der benötigten Länge. Das Verlängern des Gurtes ist nur nach Losschnallen und erneutem Anschnallen möglich. Der Komfort für die Fahrerin oder den Fahrer wird eingeschränkt.
Ein ELR-System (Emergency Locking Retractor) blockiert den Gurt ab einer bestimmten Neigung und/oder Beschleunigung. Damit ermöglicht es relativ viel Bewegungsfreiheit und schafft somit ein hohes Maß an Komfort. Ein ALR-System kann i. d. R. problemlos gegen ein komfortableres ELR-System ausgetauscht werden.
In jedem Fall ist es wichtig, die Beschäftigten zu unterweisen, dass sie immer den Sicherheitsgut anlegen.
Kooperation mit Herstellern
Durch die Überarbeitung der EU-Maschinenrichtlinie MRL 2006/42/EG werden Änderungen für Rückhaltesysteme für kipp-/überrollgefährdete Erd- und Straßenbaumaschinen erwartet, sodass auch die Herstellerfirmen dieser Maschinen veranlasst sind, bei der Entwicklung der Maschinen der nächsten Generation sich diesem Thema verstärkt anzunehmen.
Damit nicht erst mit Verabschiedung und Übergangsfrist der zukünftigen EU-Maschinenverordnung sich bei Rückhaltesystemen etwas bewegt, hat die BG BAU mit Herstellerfirmen und anderen Unfallversicherungsträgern ein Fachgespräch und einen Arbeitskreis initiiert. Ziel ist, es heute schon Standards wie Zwangsbenutzung, hohe Manipulationssicherheit, „Einhandbenutzung“ und ggf. Kontrollierbarkeit von außen zu definieren.
Die Kampagne für eine höhere Anschnallbereitschaft
Im Rahmen des Präventionsprogramms BAU AUF SICHERHEIT. BAU AUF DICH. können sich Versicherte, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Herstellerfirmen auf Flyern und Plakaten, aber auch in den sozialen Medien über lebensrettende Maßnahmen in verschiedenen Arbeitsbereichen informieren.
Mit der Kampagne „Wann schnallst Du’s“ wird speziell auf die Problematik umstürzender Baumaschinen aufmerksam gemacht. Auf der Webseite www.bau-auf-sicherheit.de/anschnallen gibt es bald Aufkleber und Poster, die für das Anschnallen in Erdbaumaschinen sensibilisieren und so für eine höhere Anschnallbereitschaft sorgen.
Die BG BAU wird diese Kampagne auf der bauma 2022 vorstellen und dort auch über weitere Möglichkeiten zur Prävention von Umsturzunfällen informieren.
Autor
Ausgabe
BauPortal 2|2022
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