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Prävention in der Bauwirtschaft in der EU

EU-Projekt: Skills Blueprint for the Construction Industry

Konzept mit einer imaginären Stadtlandschaft vor einer europäischen Flagge und einem Turmdrehkran.
Bild: Francesco Scatena - stock.adobe.com

Aufgrund der enormen Herausforderungen, vor denen die Bauwirtschaft steht, zielt das EU-Projekt „Construction Blueprint. Skills Blueprint for the Construction Industry“ darauf ab, auf europäischer Ebene einen neuen strategischen Ansatz für den Bausektor zu entwerfen. Im Hinblick auf die drei Schlüsselthemen – Energieeffizienz, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft – haben die Projektpartner den Status quo analysiert und entsprechende Angebote für die Zukunft entwickelt. Am 22. Februar werden die Projektergebnisse erstmalig öffentlich vorgestellt.
 

Geöffneter Laptop, dessen Monitor die Website von Construction Blueprint anzeigt.
Screenshot der Website www.constructionblueprint.eu/de
Bild: www.constructionblueprint.eu/de


Der sich verschärfende Fachkräftemangel und die sich verändernden Anforderungen in der Bauwirtschaft – Digitalisierung, BIM, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft – erfordern bereits heute angepasste Qualifikationen der Beschäftigten und Planer. Dieser Trend wird sich künftig verstärken, sodass der Förderung entsprechender Qualifikationen eine Schlüsselrolle zukommt. Dementsprechend ist es das Ziel des Blueprint-Projekts, die Fachkenntnisse in der Bauwirtschaft auf strategisch sektoraler Ebene weiterzuentwickeln und den Qualifikationsbedarf von Unternehmen besser auf die Kompetenzen, die in Ausbildungs- und Weiterbildungszentren vermittelt werden, abzustimmen.


Eckdaten zum Projekt

Im Rahmen des Blueprint-Projekts arbeiteten 24 Partner aus zwölf europäischen Ländern vier Jahre (Januar 2019 bis Dezember 2022) gemeinsam an diesem neuen strategischen Ansatz für den Bausektor. Das Projekt wurde über das „Erasmus+- Programm“ der Europäischen Union mit vier Millionen Euro gefördert und vom spanischen Bauverein Fundación Laboral de la Construcción geleitetet. Als Partner aus Deutschland waren beispielsweise der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie die Bildungszentren des Baugewerbes e. V. Krefeld beteiligt.


Projektaktivitäten

Zu Projektbeginn wurden politische, wirtschaftliche, soziale, technologische, rechtliche und ökologische Faktoren identifiziert, die die Erlangung und Aufrechterhaltung beruflicher Qualifikationen und Kompetenzen beeinflussen und fördern. Im weiteren Verlauf wurden daraus Konsequenzen für entsprechende Berufsbildungsangebote abgeleitet sowie Strategien zur Gewinnung von Fachkräften entwickelt. Folgende Aktivitäten wurden durchgeführt:

• Ermittlung bewährter Verfahren auf nationaler und regionaler Ebene zur Veranschaulichung und Förderung weiterer Initiativen für den Abbau von Qualifikationsdefiziten, integriert in eine interaktive Karte.

• Entwicklung und Erprobung von Schulungscurricula für Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung für die Bauindustrie; auch verschiedene Online-Schulungen (Massive Open Online Course – MOOC) zu diesen Themen werden verfügbar sein.

• Entwicklung eines Instruments (Beobachtungsstelle), um mindestens auf regionaler/nationaler Ebene wertvolle Informationen über bestimmte Qualifikationsanforderungen aufzuführen.

• Identifizierung und Auswahl von Berufsprofilen, die in Bezug auf Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung aktualisiert werden sollten.

• Umsetzung von Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesserung der Attraktivität des Bausektors unter Jugendlichen und Frauen sowie die Ermittlung von Lösungen zur Erleichterung der Mobilität von Baubeschäftigten in Europa.

• Entwicklung einer neuen Internetseite, auf der alle Projektergebnisse für alle Stakeholder zur Verfügung stehen, sowie einer Plattform für die Zusammenarbeit der Allianz für die branchenspezifischen Fertigkeiten.
 


Die drei Schlüsselthemen

Essenziell für den Projektfortschritt war die Identifizierung der drei Schlüsselthemen:

  • Eine der wichtigsten treibenden Kräfte im Hinblick auf die Entwicklung von Qualifikationen im Bausektor. Die Europäische Kommission hat sich darauf geeinigt, den europäischen Gebäudebestand bis 2050 zu dekarbonisieren, was die Ausbildung von drei bis vier Millionen Arbeitskräften in diesem Bereich erforderlich machen wird.
     

  • Eine der größten Herausforderungen im Hinblick auf die Qualifizierung von Arbeitskräften in der Baubranche stellt die Digitalisierung dar. Der Übergang zu BIM-basierten Projekten sowie der Einsatz neuer Technologien wie Drohnen, Roboter, Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR), 3D-Druck und mehr bringen neue Arbeitsszenarien mit sich, die ein hohes Niveau an Digitalisierungskompetenz aufseiten der Arbeitskräfte erfordern.
     

  • Beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft nimmt der Bausektor eine Schlüsselposition ein. Ziel ist es, die Arbeitskräfte der Baubranche in zentralen kreislaufwirtschaftlichen Bereichen zu schulen: bei den Aufgaben in Recyclinganlagen für Bau- und Abbruchabfälle, der Gebäudeplanung, den Eigenschaften und Besonderheiten im Umgang mit recycelten und biobasierten Materialien und in Abbruch-, Abriss- und Rückbautechniken.
     


Ausgewählte Projektergebnisse

Ziel des Projekts war bzw. ist es, die Bauwirtschaft und die Anbieter beruflicher Ausund Weiterbildung zusammenzubringen, um einen strategischen Ansatz für die kommenden Jahre zu entwickeln – damit man die vorhandenen Qualifikationsdefizite bei den Beschäftigten angehen kann. Im Rahmen des Projekts wurden zum einen detaillierte Berichte und Analysen dazu erstellt und zum anderen praktische Tools und Plattformen entwickelt, die für Interessierte kostenfrei zugänglich sind.
 


Online-Kurse zu Schlüsselthemen

Zu den Themen Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung gibt es für alle Interessierten eine Reihe von Online- Kursen. Diese Kurse selbst organisierten Lernens sind kostenfrei auf der E-Learning- Plattform zugänglich.
 

Interaktive Karte mit Best-Practice-Beispielen

Für diese Karte haben die Projektpartner aus den zwölf Ländern unterschiedliche Best- Practice-Beispiele und innovative Initiativen (auf regionaler und nationaler Ebene) zusammengetragen, die sich mit Qualifikationsdefiziten und dem Missverhältnis zwischen Qualifikationsangebot und -nachfrage in den Bereichen Energieeffizienz, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft oder Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz befassen. Außerdem gibt es verschiedene Initiativen, die sich mit der Erleichterung der Mobilität in Europa und der Förderung der Attraktivität der Bauindustrie befassen.

Diese Beispiele wurden in Factsheets beschrieben. Darin sind Informationen wie verantwortliche Organisation, Ziele, Zielgruppen und Auswirkungen der Initiative im Einzelnen aufgeführt. Alle Factsheets wurden in einer indexierten Datenbank mit mehr als 100 konkreten Beispielen gesammelt, die in der folgenden interaktiven und georeferenzierten Karte online zur Verfügung stehen. Die Benutzer können Filter anwenden, um genau die Informationen zu finden, die sie suchen, und Ergebnisse herunterladen, falls gewünscht.
 

Screenshot der interaktiven Karte des EU-Projekts "Construction Blueprint" zeigt einen Ausschnitt von Europa und einen Teil von Asien.
Interaktive Karte mit Best-Practice-Beispielen.
Bild: https://constructionblueprint.eu/interactive-map/


Projektergebnisse beim „Erasmus+ Open Doors Event“ am 22. Februar

Das EU-Projekt „Skills Blueprint for the Construction Industry“ feiert am 22. Februar 2023 seinen erfolgreichen Abschluss mit dem Erasmus+ Open Doors Event. Externe Bildungsexperten aus den teilnehmenden Ländern des EU-Projekts werden in drei Podiumsdiskussionen jeweils die Themen Jugend, Mobilität und Gender des Programms Erasmus+ besprechen und die Teilnehmenden dazu einladen, über ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten. Das Event richtet sich an Beschäftigte aus Bildungseinrichtungen und Verbänden mit Bezug zum Baugewerbe, Mitarbeitende aus der Berufsorientierung, Beschäftigte von Bildungsanbietern, die an der Organisation von Mobilitätsprojekten beteiligt sind, sowie Experten aus Bildungsinstituten und Kompetenzzentren. Registrierungen zur kostenfreien Hybrid-Veranstaltung können gerne bis zum 13. Februar 2023 über die Website ww.bzb.de vorgenommen werden.


Mehr Informationen zum Projekt unter:
www.constructionblueprint.eu/de

  • Ein Partner des Blueprint-Projekts sind die Bildungszentren des Baugewerbes e. V. (BZB). Die BZB sind seit 40 Jahren ein multifunktionaler Bildungsdienstleister für die Bauwirtschaft und zählen mit ihren drei Standorten in Krefeld, Wesel und Düsseldorf für über 1.200 Lehrlinge zu den größten Ausbildungszentren in Deutschland. Die Geschäftsbereiche reichen von der Lehrlingsausbildung über Weiterbildung, Berufsorientierung und Qualifizierungsmaßnahmen bis hin zum internationalen Projektgeschäft. Auf der Website der BZB finden Sie auch aktuelle Infos zum Blueprint-Projekt.

    Mehr unter
    www.bzb.de

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 1|2023