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Um die Brandschutzanforderungen zu erfüllen, wurde das Treppenhaus so abgetrennt, dass ein notwendiger
Treppenraum entsteht.
Um die Brandschutzanforderungen zu erfüllen, wurde das Treppenhaus so abgetrennt, dass ein notwendiger Treppenraum entsteht. | Bild: www.krall-fotografie.de/James Hardie Europe GmbH

Wand- und Bodenbelagsarbeiten

Umbau eines Schulgebäudes mit Trockenestrich-System

Brandschutz, eine geringe Aufbauhöhe sowie eine begrenzte statische Belastbarkeit waren die wesentlichen Herausforderungen, die die Architekten beim Umbau des Gebäudes einer ehemaligen Knabenschule vom Ende des 19. Jahrhunderts bewältigen mussten. Mit einem Gipsfaser-Trockenestrich-System wurde schließlich eine Lösung realisiert, die nicht brennbar, leicht sowie belastbar und so schlank im Aufbau ist, dass der Übergang zwischen Fußboden und den alten Naturstein-Treppen stufenlos ausgeführt werden konnte. Die Konstruktion entsprach außerdem den Anforderungen im Anwendungsbereich 3.

Das Gebäude „Alte Knabenschule“, in dem die neue Fachakademie für Sozialpädagogik sowie die neue Berufsfachschule für Kinderpflege in Furth im Wald mit dem neuen Schuljahr ihre Arbeit aufgenommen haben, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Seit der Fertigstellung 1885 wurde es bis 1968 als reine Jungen-Schule genutzt. Anschließend diente es als Verwaltungsgebäude der französischen Garnison in Furth im Wald, später war hier die Volkshochschule untergebracht. Die unterschiedlichen Nutzungen erforderten zahlreiche bauliche Veränderungen. Im Laufe der Jahre veränderte sich daher vor allem im Inneren der Charakter des Gebäudes deutlich.

Das Gebäude „Alte Knabenschule“ wurde grundlegend modernisiert.
Bild: www.krall-fotografie.de/James Hardie Europe GmbH

Obwohl sich nach Aussagen des beauftragten Architekturbüros planwerkstatt Archikekten (pwA) die Bausubstanz insgesamt in einem guten Zustand befand, waren in dem Gründerzeitbau umfangreiche Umbauten nötig, um für beide Einrichtungen ein optimales Unterrichtsumfeld zu gewährleisten. Im Erdgeschoss wird der gemeinsame Verwaltungsbereich angegliedert. Hier finden außerdem der Werkunterricht sowie der Fachunterricht in Musik/Rhythmik statt. Die jeweils fünf Klassenzimmer mit Gruppenräumen sind ebenso wie der Fachunterrichtsraum für Kunsterziehung, der Demonstrationsraum für Säuglingsbetreuung sowie der ebenfalls von beiden Schulen genutzte Mehrzweckraum im ersten und zweiten Obergeschoss untergebracht.

Erhalt der alten Holzbalkendecke

Eine besondere Herausforderung beim Umbau des Gebäudes waren die alten Holzbalkendecken, die erhalten bleiben sollten. Hier galt es, vor allem drei Probleme zu lösen: zunächst die Statik, denn obwohl zusätzlich je zwei Stahlträger die Spannweite der Holzbalken verringern, war die Tragfähigkeit der Konstruktion begrenzt. Dann sollte der Brandschutz gewährleistet sein. Da das Gebäude gemäß Art. 2 (3) BayBO der Gebäudeklasse 5 entspricht und nach Art. 2 (4) Nr. 13 BayBO einen Sonderbau darstellt, waren ausschließlich Konstruktionen zulässig, die die Brandschutzanforderung F90 erfüllen. Letztendlich musste die Aufbauhöhe berücksichtigt werden. Da die alten Treppen mit Naturstein-Belag erhalten bleiben sollten, musste die Höhe des neuen Bodenaufbaus so gering wie möglich geplant werden, um zusätzliche Stufen im Übergangsbereich zwischen Treppe und Fußboden zu vermeiden. Außerdem sollte die Konstruktion die besonderen Anforderungen im Anwendungsbereich 3 erfüllen.

Holzbalkendecken eines Schulgebäudes aus dem 19. Jahrhundert
Bild: pwA planwerkstatt.Architekten
Der PVC-Bodenbelag im Flur wurde auf
dem Estrich-Element 2 E 33 aufgebracht.
Bild: www.krall-fotografie.de/James Hardie Europe GmbH

Vorteil Trockenestrich-Systeme

Vor diesem Hintergrund standen von Anfang an Trockenestrich-Systeme im Fokus der Planer. Sie punkten durch ein niedriges Flächengewicht, sodass keine statischen Probleme auftreten. Je nach Fabrikat, Aufbau und System sind in Trockenbauweise Flächengewichte ab 20 kg/m² möglich. Bei Zementestrichen zum Beispiel müssen dagegen je nach Dicke Flächengewichte von 100 bis 120 kg/m² berücksichtigt werden. Dabei ist die Belastbarkeit von Trockenestrichen durchaus mit herkömmlichen, massiven Estrich-Systemen vergleichbar. Hinzu kommen Sicherheit im Brandschutz (nicht brennbar, Klasse A2-s1 d0 nach EN 13501) sowie gute Trittschall- und Wärmedämmung. Dabei wird keine zusätzliche Feuchtigkeit in den Bau eingebracht, sodass lange Trocknungszeiten – bei konventionellen Estrichen müssen hier durchaus Zeiträume von vier Wochen und mehr berücksichtigt werden – entfallen. Vielmehr kann nach der Verlegung von Trocken-Estrichen fast ohne Zeitverzug weitergearbeitet werden. Sie sind sofort begehbar und unmittelbar nach dem Aushärten des Klebers voll belastbar, der gewünschte Oberbelag kann sofort aufgebracht werden. Dafür wird unter normalen Temperaturbedingungen im Raum eine Zeitspanne von lediglich 24 Stunden veranschlagt.

Für den Bodenaufbau im Eingangsbereich wurde auf einer neuen Stahlbetondecke
Ausgleichsschüttung aufgebracht und planeben abgezogen. Das Estrich-Element wurde dann direkt darauf verlegt, verklebt sowie vollflächig verspachtelt. Abschließend
wurde der Bodenaufbau mit einem PVC-Oberbelag ausgestattet.
Bild: www.krall-fotografie.de/James Hardie Europe GmbH

Schnelle Verarbeitung

Architekt Peter Hickl entschied sich für das fermacell®-Estrich-Element 2 E 33 des Herstellers James Hardie. Es besteht aus zwei werkseitig verklebten 12,5 mm dicken fermacell®-Platten im Format 150 × 50 cm mit einer rückseitigen Kaschierung aus 10 mm Holzfaser. Es kombiniert gute Trittschalldämmung mit einem stabilen Bodenaufbau. Ein umlaufender, 5 cm breiter Stufenfalz gewährleistet in Kombination mit dem handlichen Format und geringem Gewicht eine schnelle und einfache Verarbeitung. Nachfolgende Gewerke konnten so unmittelbar nach der Verlegung und ohne Zeitverzug den PVC-Bodenbelag in Parkett-Optik aufbringen.

Vor der Verarbeitung der Estrich-Elemente wurden die bestehenden Holzbalkendecken über dem Kellergeschoss und dem 1. Obergeschoss statisch durch den zusätzlichen Einbau von Stahlträgern verstärkt, die die Spannweite der Holzbalkendecke verringern. Im Verwaltungsbereich des Erdgeschosses sowie in den Klassenräumen und im Flurbereich des ersten und zweiten Obergeschosses entfernten die Verarbeiter dann die Dielenbretter der alten Holzbalkendecke und ersetzten sie durch Holzwerkstoffplatten. Um den für die Verlegung der Estrich-Elemente notwendigen ebenen Untergrund zu gewährleisten, brachten die Handwerker auf der gesamten Fläche anschließend eine Bodennivelliermasse, ebenfalls aus der fermacell™-Serie, auf. Das selbstverlaufende, kunststoffvergütete Material ist besonders geeignet für den Ausgleich von Unebenheiten bis zu 20 mm und bereits ab 1 mm Schichtdicke stuhlrollenfest nach DIN EN 12529.

Bei einer Aufbauhöhe des Trockenestrichs von nur 35 mm erfüllt der Boden die
Anforderungen im Anwendungsbereich 3 sowie die Brandschutzanforderung F90.
Bild: www.krall-fotografie.de/James Hardie Europe GmbH

Belegreife nach 24 Stunden

Nach dem Auftragen der Bodennivelliermasse begannen die Handwerker mit der Verlegung der Estrich-Elemente. Die Verarbeitung erfolgte dabei jeweils vom Raumende zur Tür „hin schwimmend“ im schleppenden Verband (Fugenversatz > 20 cm). Die einzelnen Elemente wurden mit Estrichkleber verklebt. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, konnte die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Kleberschnüren aufgetragen werden. Die frisch verklebten Estrich-Elemente wurden anschließend im Falzbereich verschraubt bzw. verklammert.

Die Trocken-Estrich-Platten können nach dem Verlegen sofort wieder betreten werden.
Die Trocken-Estrich-Platten können nach dem Verlegen sofort wieder betreten werden.
Bild: James Hardie Europe GmbH
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Die einzelnen Elemente wurden mit
Estrichkleber verklebt. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, konnte die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Kleberschnüren aufgetragen werden.
Die einzelnen Elemente wurden mit Estrichkleber verklebt. Da die Kleberflaschen mit einer Doppelöffnung ausgestattet sind, konnte die Masse in einem Arbeitsgang gleichmäßig und ausreichend dosiert in zwei Kleberschnüren aufgetragen werden.
Bild: James Hardie Europe GmbH
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Die frisch verklebten Estrich-Elemente
wurden anschließend im Falzbereich
verschraubt bzw. verklammert.
Die frisch verklebten Estrich-Elemente wurden anschließend im Falzbereich verschraubt bzw. verklammert.
Bild: James Hardie Europe GmbH
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Die Verlegung der Estrich-Elemente
erfolgte schwimmend im schleppenden
Verband.
Die Verlegung der Estrich-Elemente erfolgte schwimmend im schleppenden Verband.
Bild: James Hardie Europe GmbH
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Nach Aushärtung des Klebers (ca. 24 Stunden später) war der Boden voll belastbar und belegreif. Da die Architekten einen PVC-Bodenbelag vorgesehen hatten – lediglich im Verwaltungsbereich des Erdgeschosses kamen selbstklebende Teppichbodenfliesen zum Einsatz – spachtelten die Verarbeiter die gesamte Fläche vor Aufbringen des Oberbelags noch einmal komplett mit der Bodennivelliermasse ab.

Im Eingangsbereich des Erdgeschosses kam ein leicht variierter Bodenaufbau zum Einsatz. Hier wurde auf einer neuen Stahlbetondecke zunächst Ausgleichsschüttung in einer Dicke von 40 mm aufgebracht und planeben abgezogen. Da sich das speziell getrocknete mineralische Porenbetongranulat dabei durch seine raue Kernoberfläche ineinander verkrallt, ist eine aufwändige mechanische Verdichtung nicht erforderlich. Die große Kornfestigkeit macht es darüber hinaus druckstabil und belastbar. Es bietet zudem sicheren Brandschutz (Baustoffklasse A1) und ist durch sein moderates Gewicht (4 kg/m² pro 1 cm Schütthöhe) besonders für die Altbaumodernisierung geeignet. Das Estrich-Element 2 E 33 wurde dann direkt darauf verlegt und anschließend verklebt sowie vollflächig verspachtelt. Abschließend wurde der Bodenaufbau mit einem PVC-Oberbelag ausgestattet.

Entstanden ist ein Fußbodenaufbau, der bei einer Aufbauhöhe des Trockenestrichs von nur 35 mm den Anforderungen im Anwendungsbereich 3 (zulässige Einzellast 3,0 kN) entspricht sowie die Brandschutzanforderung F90 erfüllt.


Objekt:
Fachakademie für Sozialpädagogik und Berufsschule für Kinderpflege Furth im Wald

Fläche:
1.200 m²

Nutzung:
Schule

Bauherr:
Stadt Furth im Wald

Planung:
planwerkstatt.Architekten

Trocken-estrich-systeme:
James Hardie Europe GmbH
www.jameshardie.de

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 1|2020