Studie zeigt: In der Baubranche liegen noch große Digitalisierungspotenziale brach
Beim Einsatz digitaler Technologien hinkt die deutsche Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen und im internationalen Vergleich zum Teil noch hinterher. Das zeigt die Studie „Zukunft Bau – Beitrag der Digitalisierung zur Produktivität in der Baubranche“, die das ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erstellt hat und die Ende 2019 gemeinsam von ZEW, BBSR und dem „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen“ in Berlin präsentiert wurde.
Bislang – so ein Ergebnis der Studie – investiert die Baubranche wenig in Digitalisierungsprojekte und beschränkt sich dann oftmals auf den Einsatz grundlegender digitaler Lösungen wie die der elektronischen Rechnungsstellung oder CAD-Anwendungen (genutzt von 38,5 bzw. 36,2 % der Unternehmen in der Baubranche inklusive Planungsbereich). Bauspezifische Technologien wie 3D-Scanner oder virtuelle Realität werden dagegen eher selten genutzt (2,8 bzw. 7,5 % der Unternehmen).
Hemmnisse bei der Umsetzung
Als zentrale Hemmnisse für die erfolgreiche Umsetzung von Digitalisierungsprojekten gelten der zu hohe finanzielle (62,4 % der Unternehmen) und zeitliche (61,5 %) Aufwand, mit Digitalisierungsprojekten einhergehende. Als hinderlich werden von der Mehrzahl der befragten Unternehmen weiterhin zu strikte Datenschutzregeln (57,5 %), der unzureichende Breitbandausbau (55,6 %) und fehlende Standards und Schnittstellen (54,9 %) wahrgenommen. Bemerkenswert ist, dass über die Hälfte der Unternehmen (52,1 %) schlichtweg keine Notwendigkeit für Digitalisierungsprojekte sieht. „Insbesondere kleine Betriebe können nicht die Zeit aufwenden, sich mit der Digitalisierung zu befassen. Dabei wäre es wichtig, sich auf konjunkturell weniger gute Zeiten vorzubereiten und gerade die Digitalisierung kann dazu beitragen“, sagt Prof. Dr. Irene Bertschek, Projektleiterin und Leitung des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“.
Auswirkungen der Digitalisierung
Die Baubranche hat dennoch die Potenziale der Digitalisierung für ökonomische Erfolgsvariablen wie Wettbewerbsfähigkeit, Innovationsfähigkeit oder Arbeitsproduktivität erkannt. Dies ist daran ersichtlich, dass deutlich mehr Unternehmen für die Zukunft positive Auswirkungen der Digitalisierung erwarten. So gehen beispielsweise 57,5 % der Unternehmen von positiven Digitalisierungsauswirkungen auf deren Wettbewerbsfähigkeit in drei Jahren aus, während das zum heutigen Zeitpunkt nur 49,3 % der Unternehmen tun. Deutlich positiver in drei Jahren im Vergleich zum heutigen Zeitpunkt werden außerdem die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Unternehmenserfolg insgesamt (56,0 % in drei Jahren vs. 46,9 % heute) und die Innovationsfähigkeit (48,9 % in drei Jahren vs. 40,7 % heute) gesehen. Die zentrale Frage der Produktivitätswirkung von Digitalisierung schätzen schließlich 47,3 % der Unternehmen positiv für die Zukunft ein.
„Die Studie hat gezeigt, dass in der Baubranche noch große Digitalisierungspotenziale brachliegen. Sie hat jedoch die Chancen der Digitalisierung für Produktivitäts- und Qualitätszuwächse erkannt. Die Baubranche ist mit ihren rund zwei Millionen Beschäftigten und fast 330.000 Betrieben einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Es ist wichtig, diese Potenziale zu heben – auch im Interesse der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, kommentiert Dr. Markus Eltges, Leiter des BBSR, die Ergebnisse der Studie (Download der Studie unter www.zew.de).
ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim
• www.zew.de
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BauPortal 1|2020