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Mann in Arbeitskleidung überprüft die Rundung aus Ziegeln.
Bild: Gerd Schaller

Maurerarbeiten

Neubau mit rund gemauerten Außenwänden


Das Wohn- und Geschäftshaus der Diepold Bauunternehmung verbindet traditionelle Bautechniken mit modernen, umweltbewussten Lösungen. Das Gebäude erfüllt den „KfW-Effizienzhaus 55“-Standard in monolithischer Bauweise mit beidseitig verputzten Wärmedämmziegeln. Die gerundeten Außenwände, handwerklich aus individuell zugeschnittenen Ziegeln erstellt, unterstreichen den besonderen Charakter des Gebäudes.
 

Blick auf ein weißes Gebäude mit einer geschwungenen Außenwand von der anderen Straßenseite aus.
Fertiges Gebäude von der anderen Seite
Bild: Gerd Schaller

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Die Schillerstraße in Dachau ist in offener Bauweise mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, überwiegend aus den 1950er-Jahren, bebaut. Hier entstand im Projektzeitraum ein neues Wohn- und Geschäftshaus als KfW-Effizienzhaus 55 mit einer Gewerbeeinheit im Erdgeschoss sowie acht Mietwohnungen unterschiedlicher Größe, verteilt auf drei Geschosse. Das Gebäude ist die neue Firmenzentrale für die Diepold GmbH & Co. Bauunternehmung KG und die Arual Wohnbau GmbH. Bereits bei der Planung wurden klare Ziele verfolgt: So sollte die traditionelle Ziegelbauweise mit innovativen Baukonzepten und Technologien für die Zukunft verbunden werden, bei gleichzeitigem Fokus auf Nachhaltigkeit und hoher Ausführungsqualität.
 

Die Aufgabenstellung der Bauherrin

Die Bauherrin wünschte sich ein wartungsarmes Gebäude, das in der Nutzung einen geringen Primärenergiebedarf benötigt und möglichst geringe Transmissionswärmeverluste aufweist. Darüber hinaus sollte das Gebäude auch in einer zweiten Nutzungsphase durch eine flexible Raumgestaltung viel Freiheit bieten. Bei der Wahl der Baustoffe wurde auf Nachhaltigkeit, die Verwendung regionaler Materialien und die Vergabe der Gewerke an lokale Handwerksbetriebe geachtet. Architektonisch sollte sich das Gebäude in die bestehende Bebauung einfügen und innen wie außen einen hohen gestalterischen Anspruch erfüllen.
 

Die architektonische Umsetzung

Die Eingabeplanung wurde durch das Architekturbüro Lorenz Architekten PartGmbB aus Hilgertshausen ausgeführt. Die drei Wohngeschosse (1. OG, 2. OG und DG als Staffelgeschoss) ruhen auf einem weitgehend verglasten Erdgeschoss, was dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit verleihen sollte. Schmale bodentiefe Fenster und hohe Raumdecken unterstützen die Wirkung des Gebäudes.

 

Detailaufnahme einer geschwungenen Außenwand mit Fensterfront.
Fertiges Gebäude mit gerundeten Außenwänden, Außenansicht
Bild: Gerd Schaller
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Innenaufnahme eines Raums mit durchgehender runder Fensterfront. Der Raum ist ausgestattet Küchenziele, Sideboards und Tisch und Stühlen.
Fertiges Gebäude mit gerundeten Außenwänden, Innenansicht
Bild: Gerd Schaller
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Die teilweise streng anmutende Linienführung wird durch zur Straßenfront hin abgerundete Ecken aufgebrochen. Diese Rundungen wurden von Hand gemauert. Durch seine Klarheit, die schlichte weiße Putzfassade, die Fensterlaibungen in Naturstein und die dunkel gehaltenen Fensterrahmen fügt sich das Wohn- und Geschäftshaus sehr gut in die übrige Bebauung der Schillerstraße ein – einerseits, ohne sie zu überragen, anderseits aber auch nicht in der eher inhomogenen Fassaden- und Dachlandschaft unterzugehen.
 

Konstruktion und Bauweise

Das Mehrfamilienhaus mit Büronutzung im Erdgeschoss und drei Obergeschossen zur Nutzung als Wohnraum ist in Massivbauweise mit Lochfassade errichtet. Die Außenwände bestehen aus Wärmedämmziegeln, Typ WS08 SILVACOR. Die Decken, Wohnungsund Treppenhauswände sind aus Stahlbeton. Für die nichttragenden Innenwände wurde eine Ziegelkonstruktion gewählt, teilweise ergänzt mit Trockenbau-Konstruktionen. Die Verglasung im Erdgeschoss, in dem sich die Büroräume befinden, ist als 3-fach verglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Aluminium ausgeführt und weist einen U-Wert von 0,79 W/m²K auf. Als Sonnenschutz wurden elektrische Raffstores gewählt. Auf der Ostseite verfügt das Gebäude über eine Duplex-Garage mit acht Stellplätzen.
 

Blick auf die Baustelle von oben, welcher die gerundete Außenwand gut erkennen lässt.
Baufortschritt von oben
Bild: Gerd Schaller

 

Monolithische Ziegelbauweise – handwerklich und optisch gelungen

Die Vorgabe hinsichtlich des Energiestandards (KfW-Effizienzhaus 55), der Wunsch nach traditionellen und nachhaltigen Baustoffen sowie ausgezeichneten Schallschutzeigenschaften führten zur Wahl von porosierten Hochlochziegeln. Der Mauerziegel WS08 SILVACOR ist plangeschliffen und mit sortenreinen Nadelholzfasern gefüllt. Der Ziegel eignet sich zur Herstellung von Mauerwerk in allen Geschossen und wird mit Dünnbettmörtel und mörtelfreier Stoßfugenverzahnung versetzt. Bei dem für das Wohn- und Geschäftshaus verwendeten Außenmauerwerk mit einer Stärke von 36,5 cm erreicht der Mauerziegel ohne weitere Dämmmaßnahmen einen U-Wert von 0,21 W/m²K sowie ein Direktschalldämmmaß von 49,8 dB.
 

Zwei Männer in Arbeitskleidung stehen an einer etwa 80 cm hohen Wand aus großen Ziegelblöcken. Der linke Mann hat am Ende der Mauer eine Wasserwaage angelegt.
Das Versetzen der Ziegel beginnt immer von einer Seite aus.
Bild: Gerd Schaller

 

Perfekte Rundungen – von Hand gemauert

Eine besondere Herausforderung für die ausführenden Maurer waren die gerundeten Außenwände. Jeder Stein wurde einzeln nach einer Schablone in Form geschnitten und dann so in das Mauerwerk eingepasst, dass in jeder Steinlage die gewünschte Rundung entstand. Dazu wurden die einzelnen Ziegel auf der Baustelle an der Längsseite, also in Richtung der Wandstärke, im erforderlichen Winkel geschnitten, um die abgerundeten 90-Grad-Decken herausarbeiten zu können. Der Schrägschnitt verhindert zudem, dass vor allem an den Außenecken größere Zwischenräume entstehen, die sonst mit LM 21 ausgefüllt werden müssten. So stehen die Steine über die gesamte Ziegellängsseite eng aneinander und das Mauerwerk bleibt auch in diesem schwierigen Bereich weitgehend homogen.
 

Mann in Arbeitskleidung überprüft die Rundung aus Ziegeln.
Rundmauern der Ziegel
Bild: Gerd Schaller


Um die Form entsprechend der Planung mauern zu können, wurden entsprechende Schablonen aus einem stabilen Holzverbundwerkstoff von einem Schreiner direkt nach den digitalen Planungsdaten aus der CAD-Zeichnung erstellt. Die leicht zu handhabenden Schablonen ermöglichten einen exakten Schnitt der Steine und eine einfache Anpassung und Kontrolle beim Versetzen der Ziegel ins Mörtelbett. Als Außenputz wurde ein Silikonharzputz mit einer Korngröße von 1,3 mm verwendet, der der Fassade langfristig ein geradliniges und ansprechendes Aussehen verleiht und die Linien und Rundungen der Außenwände gekonnt betont.
 

Blick auf die erste Lage der gemauerten Rundung. Im Hintergrund sind Gerüste zu sehen, im Vordergrund eine große Schablone.
Diepold-Baustelle, Schablone und im gleichen Radius gemauerte Wand
Bild: Gerd Schaller

 

Dämmung mit „KfW-Effizienzhaus 55“-Standard

Damit ein Gebäude im Planungszeitraum als KfW-Effizienzhaus 55 anerkannt und entsprechend gefördert werden konnte, mussten einige Voraussetzungen erfüllt sein, z. B. muss der Primärenergiebedarf 45 % unter dem des Referenzgebäudes nach EnEV und der Transmissionswärmeverlust 30 % unter dem eines Referenzgebäudes liegen. Grundlage für das Erreichen der Anforderungen ist eine hochwertige Wärmedämmung, die Außenwände, Bodenplatte, Fenster und Dach – also die gesamte Gebäudehülle – umfasst. Während die Außenwände auch ohne zusätzliche Dämmschichten sehr gute U-Werte erreichen, konnten bei Boden und Dach durch entsprechende Dämmung und sorgfältige Abdichtung die geforderten Werte erzielt werden. Wie sauber hier gearbeitet wurde, zeigt auch der abschließende Blower-Door-Test nach DIN EN 13829 zur Dichtheitsprüfung, der von einem Sachverständigen durchgeführt wurde. Mit einer Luftwechselrate von n50 = 0,53 1/h werden die Vorgaben für Gebäude mit raumlufttechnischen Anlagen aus der damals noch maßgeblichen EnEV 2014 von n50 < 1,5 1/h deutlich eingehalten.
 

Mit erhöhtem Schallschutz

Auch hinsichtlich des Schallschutzes erfüllt der Neubau alle Vorgaben. Geplant wurde ein erhöhter Schallschutz nach DIN 4109-5:2020-08. Die abschließende bauakustische Messung ergab, dass die untersuchte Wohnungstrennwand (Dn,w = 62 dB) und die untersuchten Wohnungstrenndecken (R’w = 62 dB bzw. 60 dB) die baurechtlichen Anforderungen nach DIN 4109-1:2016-07 sowie die Anforderungen an den erhöhten Schallschutz erfüllen bzw. sogar übertreffen. Die gemessenen Werte laut Messbereich unterschreiten dabei die berechneten Werte. Dies ist einerseits der Ausführungsqualität zuzuschreiben, anderseits berechnet die Software bei der Ursprungsplanung noch eine Sicherheit mit ein, die bei einer In-situ-Messung nicht mehr einbezogen wird.
 

Projektdaten

Bauherrin:
Laura Diepold, Dachau


Architektur/Planung:
Lorenz Architekten, Hilgertshausen


Bauausführung:
Diepold GmbH & Co Bauunternehmung KG, Dachau


Bauweise:
Monolithische Ziegel


Material:
Wärmedämmziegeln (Typ WS08 SILVACOR) von Hörl & Hartmann Ziegeltechnik GmbH & Co. KG
 

Autor

Redaktion BauPortal