Mehr Einheitlichkeit bei der Prüfung und Wiederverwendung von Baumaterial
Seit dem 1. September 2023 gibt es mit der DIN SPEC 91484 einen einheitlichen Standard zur Prüfung und Wiederverwendung von hochwertigem Baumaterial in Gebäuden, der die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen beschleunigen soll. Ziel ist es, dass in Zukunft jedes Gebäude nach diesem Standard auf Wiederverwendung geprüft wird und somit eine große Menge an potenziellen Materialien für eine Wiedernutzung auf dem Markt sein wird.
Bau- und Abbruchabfälle machen immer noch einen großen Anteil des bundesweiten Abfall-Aufkommens aus. Kreislaufwirtschaft kann dazu beitragen, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu senken. Mit dem im Standard beschriebenen Verfahren wird der Gebäudebestand systematisch erfasst und dokumentiert.
Zweistufiges Prüfverfahren
Die DIN SPEC 91484 dient als Leitfaden für die Erstellung sogenannter Pre-Demolition- Audits. Das Verfahren gliedert sich in zwei Stufen: eine Vor- und eine Detailprüfung. Das Dokument definiert, welche Informationen über die Bauprodukte erfasst werden müssen, um ihr individuelles Potenzial für die Anschlussnutzung zu prüfen und zu bewerten: zum Beispiel Daten zum Standort des Bauwerks, zum Baujahr, zur Gebäudeklasse und Nutzungsart. Anhand dieser Basisinformationen können erste Entscheidungen getroffen werden, ob sich Bauprodukte für eine Wiederverwendung eignen oder nicht. Danach folgt die Detailprüfung, für die Fachgutachten erstellt werden. Außerdem legt das Dokument fest, wer dieses Verfahren durchführt – dazu gehören Akteure aus den Bereichen Architektur, Statik, Schadstoffgutachten, Abbruch sowie Bauprüfämter, Denkmalschutz und andere.
In der Praxis
In Berlin müssen beispielsweise bei allen öffentlichen Rückbauvorhaben die Materialien auf Wiederverwendung geprüft werden. Die DIN SPEC 91484 standardisiert diesen Prozess und macht es daher möglich, die Verwaltungsvorschrift einfach einzuhalten.
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BauPortal 4|2023