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Ansicht von oben auf den Baustellenabschnitt an einer Straßenkreuzung am Ortsausgang.
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG

Rohrleitungsbau, Erdbau

Herausforderungen beim Bau einer Trinkwasserleitung


Ob Horizontaldurchpressung, holländische oder konventionelle Bauweise – bei der Herstellung der Trinkwasserleitung zwischen Niederbühl und Förch im baden-württembergischen Rastatt ist auf einer Länge von rund 2,5 km alles gefragt. Innerhalb kurzer Bauzeit realisierte die REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG das technisch anspruchsvolle Projekt für die Stadtwerke Rastatt.
 

Aufgrund einer Umstrukturierung in der Versorgung wurde der Bau der Trinkwasserleitung notwendig: Förch ist der kleinste Ortsteil der baden-württembergischen Stadt Rastatt. Anders als die anderen Stadtteile hat Förch sein Trinkwasser bislang aus dem zum Wasserversorgungsverband Vorderes Murgtal gehörenden, vor Ort liegenden Wasserwerk bezogen. Da der Verband aufgelöst und die Förderung im Wasserwerk geschlossen wird, änderte sich die Versorgungslage – die Bevölkerung Förchs soll künftig mit Wasser der Stadtwerke Rastatt versorgt werden. Zu diesem Zweck entsteht die Trinkwasser-Transportleitung nach Niederbühl.
 

Örtliche Gegebenheiten erforderten verschiedene Bauweisen

Obwohl ein Großteil der Baumaßnahme auf einer Strecke von rund zwei Kilometern in konventioneller offener Bauweise erfolgte, war das Baugeschehen doch von vielen technischen Besonderheiten geprägt. So kamen aufgrund der individuellen Gegebenheiten vor Ort – ein hoher Grundwasserstand, geschützte Flora und belastete Böden – zusätzliche Baustoffe und Verfahren zum Einsatz.
 

Schmaler aufgebaggerter Graben am Straßenrand eines Ortes. Gelbe vertikale Stützplatte an jeder Seite sichern das Einfallen des Grabens, dazwischen befindet sich ein halb eingegrabenes blaues Rohr.
Ein Großteil der neuen Trinkwasser-Transportleitung wird in konventioneller Bauweise hergestellt.
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG


Holländische Bauweise

Zu den wesentlichen Rahmenbedingungen, die das aktuelle Baugeschehen vor Ort sehr nachhaltig bestimmen, gehört der hohe Grundwasserstand. Aus diesem Grund wurde die holländische Bauweise an den Stellen eingesetzt, wo mit anstehendem Grundwasser gerechnet werden musste. Bei dieser Bauweise wird Flüssigboden als Dichtung gegen das Grundwasser eingebaut. Projektleiter Michel Daul erklärt, wie dies ablief: „An den betreffenden Stellen haben wir den Baugraben tiefer und breiter ausgehoben, als das sonst bei einer konventionellen Ausführung üblich ist. Der Grabenquerschnitt wird durch eine vom Baugrund abhängige Fachplanung definiert. Hier haben wir anteilig Flüssigboden als Dichtung gegen das Grundwasser eingebracht. Nach dem selbstverdichtenden Aushärten konnten wir in einem zweiten Schritt einen schmaleren Graben ohne Grundwasser im bereits eingebauten Flüssigboden herstellen und die Rohre dann sauber und trocken verlegen. Anschließend haben wir den Graben mit Flüssigboden aufgefüllt. Der Flüssigboden wird nur bis zu einer Tiefe von ca. 2,30 m eingebaut und stellt somit keinen ‚Riegel‘ dar. Der Grundwasserstand wird auf jeder Seite des Flüssigbodens immer gleich sein.“
 

Horizontaldurchpressung

Um eine geschützte Weide und einen Bach auf 40 m der insgesamt rund 2,5 km langen Strecke schonend zu unterqueren, erfolgte der Einbau der Stahlrohre DN 600, in denen nicht nur die Wasserleitung DN 300, sondern auch Leerrohre für den Breitbandausbau Platz haben, mittels Horizontaldurchpressung. Auf der restlichen Strecke verbaute REIF Rohre der Nennweite DN 300 aus duktilem Gusseisen mit Faserzementumhüllung (GGG-ZM) sowie Leerrohre. Auch für die Herstellung des Fahrbahnbelags ist das Unternehmen zuständig.
 

In einen durch Metallplatten gesichertem Graben arbeiten zwei Personen knieend an einem blauen Rohr. Eine dritte Person hält stehend einen gelben Strick, der um das blaue Rohr und ein parallel laufendes schwarzes Rohr gewickelt ist.
Horizontaldurchpressung mit Stahlrohren DN 600. Dabei werden die Wasserleitung DN 300 sowie Leerrohre für den Breitbandausbau eingezogen.
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG


Flüssigbodeneinsatz

Dass in Niederbühl überhaupt Flüssigboden verwendet wird, liegt an den hohen PFC-Werten, die an manchen Stellen im Boden festgestellt worden waren. PFC ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Michael Koch, Abteilungsleiter „Rohrnetze und Produktion“ der Stadtwerke Rastatt: „PFC ist eine Chemikalie, die im Alltag vielfältig eingesetzt wird, so z. B. auch in Outdoorjacken, beschichteten Pfannen oder Pizzakartons. In der Natur kann sie nur schwer abgebaut werden. Flüssigboden immobilisiert diese unerwünschten Stoffe. Wir haben auf rund 480 m der Strecke Flüssigboden einbringen lassen, um Forderungen der Umweltbehörde nachzukommen.“ Auch für den Baufortschritt bringt der ressourcenschonende und emissionsarme Einsatz von Flüssigboden Vorteile: Indem das Aushubmaterial verwendet und an Ort und Stelle wieder eingebaut wird, entfallen zeitintensive Fahrten zur Deponie. Außerdem muss der verfüllte Boden aufgrund seiner Eigenschaften nicht mehr mechanisch mit dem Rüttler verdichtet werden.
 

In einen etwa 80 cm breiten Graben wird mit einer großen Spritze Flüssigboden eingefüllt.
Wegen des anstehenden Grundwassers erfolgte auf 480 m die Grabenverfüllung mit Flüssigboden.
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
Drei Baufahrzeuge auf einer aufgewühlten Baustelle. Ein Fahrzeug hat den Aushub geladen, der auf dem Boden verteilt werden soll.
Aushub für den Wiedereinbau nach Bodenaufbereitung
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
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Baustelle, in dessen Zentrum sich die Flüssigbodenanlage mit zwei großen Behältern und einer Förderanlage für den Aushub befindet.
Aufbereitung des Aushubs
Bild: REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
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REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
Stadtwerke Rastatt

 

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 2|2022