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Kommentar LPBK-M-V

Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Länderräumdienste in Deutschland kann und möchte ich die Veröffentlichung von Herrn Dr. P. J. Wagner „Verfahren der Kampfmittelsondierung im Vergleich" in Ihrer Zeitschrift BauPortal nicht unkommentiert stehen lassen.

Eins der erklärten Ziele aller Leiter der Kampfmittelräumdienste in den Bundesländern  ist  die sach- und fachgerechte Durchführung von Arbeiten der Kampfmittelbeseitigung,  und zwar sowohl zum Schutz der eingesetzten Beschäftigten als auch, um für die Allgemeinheit die von Kampfmitteln ausgehenden Gefahren abzuwehren. Dazu gehört auch, dass alle beteiligten Firmen dem Stand der Technik folgen und insbesondere den  „Kunden" gegenüber  ehrlich die Anwendungsgrenzen des gewählten  Verfahrens aufzeigen.

Bereits der Titel des Artikels von Herrn Dr. Wagner suggeriert dem nicht so kampfmittelkundigen Leser, dass ein der Magnetik gleichwertiges Verfahren vorgestellt werden soll. Zwar relativiert Dr. Wagner in der Einführung, dass sich das Spezialverfahren der Impuls-Neutron-Neutron-Technik (INN-Technik) dort anbieten würde, wo die „klassische Kampfmittelsondierung Magnetik und Radarsensorik ... keine Auswertbarkeit auf definierte Räumziele ermöglichen".

Aber im Fazit wird die mehr als eindeutige Schlussfolgerung getroffen, dass ,,... für Flächen mit einem zu erwartenden hohen Anteil ferromagnetischer Störkörper ... das Spezialverfahren der INN-Technik - als Oberflächenverfahren für Sondiertiefen bis 8 m u. GOK für definierte Räumziele - eine wirtschaftliche und zeitliche Alternative [bietet]'. Bei fachfremden Auftraggebern wird somit der falsche Eindruck erweckt, hier steht ein neues und insbesondere kostengünstiges Verfahren zur Verfügung, das endlich die Kampfmittelsuche auf der Baustelle stark vereinfacht.

Dieser Schlussfolgerung des Autors muss ich aber - auch im Namen meiner Fachkollegen - deutlich widersprechen. Weder hat sich dieses INN-Verfahren, das seit knapp 15 Jahren beworben und auf dem Markt angeboten wird, in dieser doch langen Zeit als anerkanntes Verfahren etabliert oder wirtschaftlich am Markt durchgesetzt. Noch sind im Kreis der Leiter der Länderräumdienste Studien oder (wissenschaftliche) Untersuchungen bekannt, die die Effektivität und Leistungsfähigkeit des im Artikel beschriebenen Verfahrens belegen. Insbesondere die beschriebene Sondiertiefe von acht (!) Meter u. GOK unabhängig von Bodenarten, Wassergehalten oder Metallen erscheint als nicht belegte Werbeaussage.

Auch der im Artikel beschriebene Vergleich zwischen Magnetik und INN sollte kritisch hinterfragt werden, denn eine Vergleichsfläche, auf der letztendlich kein einziges Kampfmittel aufgefunden wurde, eignet sich nur bedingt als Referenz für die Detektion von Explosivstoffen. Es sollte doch möglich sein in dieser langen Anwendungsphase auch tatsächliche  Kampfmittelfunde darzustellen.

Die Veröffentlichung in Ihrer Zeitschrift erklärt dieses INN-Verfahren zumindest beim (kampfmittel-)fachfremden Leser zum anerkannten Verfahren nach dem Stand der Technik und wird dadurch bei meinen Länderkollegen und mir zu einem erhöhten Diskussionsbedarf auf den Räumstellen führen, möglicherweise auch zu einer nicht sachgerechten Ausführung der Kampfmittelbeseitigung mit allen damit verbundenen Risiken.

Verfasser:

Robert Mollitor

Leiter MBD M-V

Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand-  und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern (LPBK-M-V)

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Ausgabe

BauPortal 1|2022