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Frontcover des Final Report OSH
Frontcover des Final Report OSH | Bild: Europäische Kommission – https://ec.europa.eu/docsroom/

EU-Studie zu Kosten und Nutzen von Arbeitsschutz

Eine Studie der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) entwickelte eine Rahmenstruktur, die Auswirkungen von Arbeitsschutzprävention auf die wirtschaftliche Leistung von Bauunternehmen bewertet. Erarbeitet wurde u. a. ein Tool, mit dem Unternehmen den Nutzen ihrer Investitionen in den Arbeitsschutz auswerten können.

Die in der Studie entwickelte Rahmenstruktur „EU framework to assess the overall impacts of occupational health and safety (OSH) prevention on the performance of construction enterprises“ legt den Schwerpunkt auf den mikroökonomischen Nutzen der Arbeitsschutz-Implementierung.

Der Rahmen umfasst drei Bestandteile: taxonomy, mapping und framework. Auf der Grundlage umfassender Literaturrecherche wurde zunächst eine systematische Einordnung (engl. taxonomy) von Kosten und Nutzen der Arbeitsschutzprävention erstellt. Zweitens erarbeitete das Studienteam eine Zuordnung (engl. mapping) von nationalen und branchenspezifischen Initiativen der Arbeitsschutzprävention im Baugewerbe hinsichtlich Kosten- und Nutzenprofilen, dabei gingen Kosten- und Nutzen-Daten von 107 Initiativen in die Studie ein. Drittens wurde ein finanzielles Rahmenwerk (engl. framework) entwickelt, mit dem Unternehmen den Nutzen einer Investition in den Arbeitsschutz auswerten können. Das Rahmenwerk wurde in Gesprächen mit Interessenvertretenden aus dem Baugewerbe sowie in Fallstudien zu Bauunternehmen validiert.
 

„Occupational Safety and Health“ (OSH)

Zum „Occupational Safety and Health“ (auch: „Occupational Health and Safety“ OHS, „Arbeitsschutz bzw. Schutz der Beschäftigten“) zählen Maßnahmen zum Schutz von Beschäftigten vor arbeitsbedingten Sicherheits- und Gesundheitsgefährdungen. Sie zielen auf die Verhütung von Arbeitsunfällen und den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten ab.

 

taxonomy: Klassifikation von Kosten und Nutzen der Arbeitsschutzprävention

Der direkte Nutzen von Arbeitsschutzmaßnahmen ergibt sich aus der Verringerung der Arbeitsunfälle und den dadurch eingesparten Kosten, der indirekte Nutzen aus den positiven Nebeneffekten (Abb. 1). Als direkte Kosten sind Investitionen zu verbuchen, die ein Unternehmen für die Durchführung einer Arbeitsschutzmaßnahme aufbringen muss (u. a. Einsatz von Arbeitszeit in die Verwaltung der Arbeitsschutzmaßnahme, Kosten für Schulungsunterlagen oder neue Ausrüstung). Hinzu kommt als indirekter Kostenfaktor der Zeit- und Ressourcenaufwand, der für andere umsatzgenerierende Aktivitäten hätte verwendet werden können, wie Arbeit an Bauprojekten oder Entwicklung neuer Geschäftsfelder.
 

Direkte Nutzen von Arbeitsschutzmaßnahmen:


→        verringerte Anzahl von Arbeitsunfällen,
→        reduzierte Versicherungskosten (niedrigere/nicht steigende Kosten für Versicherungsprämien aufgrund reduzierter Unfallzahl),
→        Einsparungen von Kosten, die normalerweise nicht durch Versicherungen abgedeckt sind (Einsatz von Ersatzarbeitskräften, Geldbußen und Gerichtsverfahren, Vertragsstrafen für verspätete Arbeitslieferungen u. a.).
 

Indirekte Nutzen, die auf positive Nebeneffekte zurückgehen, z. B.:


→        gesteigerte Produktivität,
→        verbesserte psychische Gesundheit,
→        bessere Servicequalität,
→        Reputationsgewinne bei Kundinnen und Kunden sowie anderen Akteurinnen und Akteuren.
 

mapping: Nationale versus branchenspezifische Initiativen zur Arbeitsschutzprävention im Baugewerbe

Arbeitsschutzinitiativen haben häufig zum Ziel, Informationen an Unternehmen zu vermitteln und die Unternehmen zu ermutigen, Zeit in die Erarbeitung und Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen zu investieren. Weiteres Ziel ist die Einführung einer „safety culture“ in Unternehmen, damit die Beratung effektiv umgesetzt wird. Für insgesamt 107 Arbeitsschutz-Initiativen sammelte die Studie Daten zu Kosten und Nutzen. Dabei machten generische Ansätze zur Bewältigung von Arbeitsschutzrisiken (kurze Schulungen, Zertifizierungsprogramme und Kommunikationskampagnen) die Hälfte der untersuchten Programme aus: Sie zielen branchenweit auf Sicherheits- und Gesundheitsverbesserungen. Die andere Hälfte der Initiativen befasste sich mit spezifischen Arbeitsschutzrisiken und bestimmten gefährlichen Aktivitäten (z. B. Aufklärungskampagnen zum Einsatz von Hebewerkzeugen, Gabelstaplern oder Arbeiten am Straßenrand während der Instandhaltung von Autobahnen). Erfolgsindikatoren sind hier leichter zu messen als bei generischen Programmen.

 

Als Medien bzw. Formate spezifischer Arbeitsschutz-Initiativen dienen u. a.:


→        Schulungsmaterialien und Leitfäden,
→        Online-Tools/Technologien/Hardware/Apps,
→        Zertifikate/Akkreditierung,
→        Wissensaustausch, z. B. um Standards/Vorgehensweisen festzulegen,
→        maßgeschneiderte Anleitung/Beratung,
→        Versicherungsanreiz,
→        verbesserte Praktiken in der Beauftragung,
→        Durchsetzungsinitiativen von Vorschriften.
 

Inhaltlich behandeln die untersuchten Arbeitsschutz-Programme besondere Herausforderungen in verschiedenen Phasen des Bauprozesses: physische, mechanische, elektrische, thermische, chemische und psychologische Risiken, dynamischer Wandel von Baustellen, Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt, Einsatz von Wanderbeschäftigten, Erbringen von Dienstleistungen über Subunternehmen. Im Fokus stehen z. B. unangemessene Bauplanung, -bedingungen und -betrieb sowie unangemessenes Verhalten der Beschäftigten.
 

framework: Rahmenwerk zur Bewertung der Rentabilität von Risiko-Präventionsmaßnahmen

Das finanzielle Rahmenwerk im Ergebnis der Studie bietet Bauunternehmen ein Tool zur Berechnung der Kosten und Nutzen von Arbeitsschutzinvestitionen und nimmt die jeweilige Unternehmensperspektive ein: Betriebsleitungen können z. B. Kosten und Nutzen von Investitionen in Arbeitsschutz pro mitarbeitender Person vergleichen. Das Tool verwendet EU-Statistiken zu Unfällen und Kosten von Arbeitsschutzmaßnahmen als Grundlage. Weitere Informationen stammen aus nationalen Statistiken von Mitgliedsstaaten und aus 20 EU-Fallstudien.

Als Mindesteingabe erfordert das Tool nur allgemeine Unternehmensmerkmale; optional sind z. B. Angaben zu Versicherungsschutz und Strafgebühren für verspätete Bauabnahmen. Bereits diese einfachen Eingaben liefern Interessierten die Unfallrate vor und nach Arbeitsschutz-Investitionen sowie deren Kosten und Nutzen. Darüber hinaus werden konkrete Nutzenarten angezeigt (z. B. Vermeidung von Krankengeld, Kosten am Tag des Unfalls).
 

Nach erweiterten Eingaben liefert das Tool einen Überblick zu:


→        bereits getätigten Arbeitsschutz-Investitionen,
→        Investitionen in Sicherheitsausrüstung,
→        indirekten Nutzenarten,
→        finanziellen Bedingungen.
 

Nutzen und Kosten im Überblick

Die Nutzen, die das finanzielle Rahmenwerk beinhaltet, ergeben sich durch einen reduzierten Krankenstand und geringere medizinische Kosten (angepasst je nach Versicherungsschutz), weniger Arbeitsunterbrechungen aufgrund von Unfällen, weniger Unfalluntersuchungen (einschließlich Schadensbewertungen und Reparaturen), geringere Kosten durch nötige Ersatzarbeitskräfte, weniger Geldbußen und Gerichtsverfahren und schließlich geringere Kosten durch Projektverzögerungen.

Die Kosten umfassen den Kauf von Sicherheitsmaterialien und Dienstleistungen, die jährlichen Wartungs- und Abschreibungskosten, die Stunden für die Erstvorbereitung durch das Management, die jährlichen Arbeitsstunden für die Überwachung der Maßnahmen, die jährliche Arbeitszeit für die Schulung und letztendlich das Arbeitsschutzmanagement vor Ort durch die Arbeitsschutzbeauftragten.
 

Validierung des Rahmenwerks

Mit Bauunternehmen aus 15 EU-Mitgliedstaaten wurden 20 Fallstudien durchgeführt, darunter mehr als die Hälfte KMU. Die Fallstudien decken verschiedene Baubranchen ab (Bau von Gebäuden, Tiefbau, Abbruch- und Elektrotechnik), da Baubranchen unterschiedliche Gesundheits- und Sicherheitsrisiken haben. Die Ergebnisse sind – bei relativ kleiner Stichprobe – nicht repräsentativ, ermöglichten es jedoch, die Parameter für das Rahmenwerk zu testen, praktische Einblicke in unternehmensspezifische Herausforderungen zu erhalten und unternehmenseigene Arbeitsschutz-Initiativen zu entwickeln.

 

Hauptmotive von Unternehmen, in den Arbeitsschutz zu investieren, sind die Sicherheit der Angestellten, die Einhaltung von Gesetzen, der Ruf des Unternehmens und die Qualität der Arbeit. Die am häufigsten genannten Risiken waren

  • Höhenunterschiede,
  • Kollisionen mit schweren Maschinen,
  • Ausrutschen und Stolpern,
  • allgemeine Fahrlässigkeit,
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats,
  • Schnittwunden an Werkzeugen,
  • Stromschläge.

Die befragten Unternehmen wollen ihre Angestellten für den Arbeitsschutz sensibilisieren und eine generelle Sicherheitskultur im Unternehmen etablieren. In der Vermeidung von Unfallskosten sehen die Unternehmen den Hauptnutzen, darüber hinaus aber auch verbesserte Effizienz und Produktivität, Verringerung von Fehlzeiten, mehr Projektgewinne, kürzere Leerlaufzeit zwischen Projekten sowie verringerte Einstellungskosten und Mitarbeiterfluktuation.

Um bei Bauunternehmen ein Bewusstsein zu stärken, das nicht nur die Kosten durch Unfälle umfasst, sondern auch indirekte Nutzen, wurde ein Handbuch über Investitionen in den Arbeitsschutz und deren Vorteile erstellt.
 

Vertiefende Workshops

Zusätzlich wurden Konsultationen mit Interessenvertretenden aus dem Baugewerbe und Arbeitsschutz in Form von Workshops zu folgenden Themen organisiert:
1.        Mapping von Arbeitsschutz-initiativen und Taxonomie von Kosten und Nutzen,
2.        das finanzielle Rahmenwerk und Fallstudien,
3.        Verbreitung und Validierung der Ergebnisse.

Teilnehmende lieferten wertvolle Beiträge und hoben hervor, wie kompliziert die Bewertung der Kosten und Nutzen des Arbeitsschutzes auf europäischer Ebene ist. So sind z. B. langfristige Kosten von Berufskrankheiten und das Ansehen eines Unternehmens schwierig einzuschätzen. Die Bedingungen weichen in verschiedenen Mitgliedstaaten und Unternehmenstypen stark ab. Insgesamt waren sich die Branchenfachleute jedoch einig, dass Arbeitsschutz Teil des Gesamtbilds der Geschäftstätigkeit von Bauunternehmen werden sollte.
 

Ausgewählte Fallstudien

Fallstudien aus 15 Ländern veranschaulichen die unterschiedlichen Ansätze für Aktivitäten im Bereich Arbeitsschutz – abhängig davon, ob ein Unternehmen an länderspezifischen Programmen teilnimmt und über wie viele Beschäftigte es verfügt. Die Unternehmen wurden zu den Motiven und Risiken, sich für Arbeitsschutz zu engagieren, zu den durchgeführten Arbeitsschutzmaßnahmen und zu Kosten-/Nutzenangaben befragt. Beispielhalft stellen wir ein kleines, ein mittleres und ein großes Unternehmen vor.

Detaillierte Informationen zu den Fallstudien und vor allem zu den Kosten/Nutzen-Einschätzungen der Arbeitsschutzmaßnahmen finden Sie im finalen Abschlussbericht.
 

Fall 1

Kleines Unternehmen (6 – 50 Beschäftigte)

Ab Vasa Byggnadsreparation – Vaasan Rakennuskorjaus Oy/ Finnland

 

Überblick

Ab Vasa Byggnadsreparation – Vaasan Rakennuskorjaus Oy ist mit ca. 40 Beschäftigten im Bereich Wohnungs- und Gewerbebau tätig. Mit einer eigenen Arbeitsschutzinitiative möchte das finnische Unternehmen gesetzte Mindeststandards einhalten. Zudem soll sicheres Arbeiten auch einen Produktivitäts- und Qualitätsgewinn fördern. Verantwortlich für die Umsetzung des Arbeitsschutzes ist der CEO. Die monatliche Berichterstattung erfolgt effizient und umfassend über alle Projekte hinweg, wobei der Schwerpunkt auf der Risikoidentifizierung und der Festlegung von Präventionsmaßnahmen liegt.
 

Motive für den Arbeitsschutz

  • Sicherheit der Beschäftigten,
  • Qualität der Arbeit,
  • geringere Unfallkosten.
     

Welche Arbeitsschutz-Initiativen?

Das Unternehmen greift derzeit nicht auf nationale Arbeitsschutzinitiativen zurück, sondern hat eine eigene Richtlinie entwickelt. Sie kombiniert Schulungen und Inspektionen, die über die Mindestanforderungen hinausgehen.
 

Derzeitige Maßnahmen

  • wöchentliche Sicherheitsrisikoberichte durch Vorarbeiterinnen und Vorarbeiter,
  • Beratung zur Risikoidentifizierung und zur Baustelleneinrichtung/-gestaltung durch Vorarbeiterinnen und Vorarbeiter,
  • Beauftragung von Spezialkräften für einen Vor-Ort-Besuch, um weitere Risiken zu identifizieren und zusätzliche Richtlinien zu geben,
  • Schulung von Soft Skills, um Kommunikation, Organisation und Interaktion zu verbessern, da sicheres Arbeiten eine kontinuierliche Kommunikation auftretender Probleme und die Zuweisung von Aufgaben erfordert,
  • Einsatz von Sicherheitskoordinierenden, die bereits in der Planungsphase die Beseitigung von Risiken berücksichtigen,
  • Einsatz elektronischer Kommunikation (Smartphones/Tablets), um Risiken zu melden und zu klären, wie Probleme behoben werden sollten.
     

Kosten-/Nutzenanalyse

Die Kosten sind nicht leicht anzugeben. Das Unternehmen hat weder kostenintensive Absturzunfälle aus der Höhe noch Unfälle mit Maschinen, aber setzt die Kosten, die durch Stress und Burnout im Unternehmen entstehen, relativ hoch an. Auch der Nutzen der Maßnahmen lässt sich schwierig quantifizieren, jedoch wird angegeben, dass das Unternehmen ohne laufende Arbeitsschutzmaßnahmen vor Ort langsamer arbeiten würde und mehr Risiken ausgesetzt wäre.

 

Fall 2

Mittleres Unternehmen (50 – 250 Beschäftigte)

Christiansen & Essenbæk/Dänemark

 

Überblick

Christiansen & Essenbæk mit 180 Beschäftigten ist im Wohnungs- und Gewerbebau sowie im Infrastrukturbau tätig. Die Einhaltung hoher Arbeitsschutzanforderungen sieht das Unternehmen als Wettbewerbsvorteil. Der Fokus des Arbeitsschutzes liegt auf der Analyse und Planung von Prozessen, um arbeitsbedingte Unfälle zu minimieren und die Beanspruchung im Zusammenhang mit psychischen und muskulären Skeletterkrankungen zu verringern. Die Arbeitsschutzziele und der Aktionsplan werden von der Arbeitsschutzorganisation einmal jährlich erstellt. Die Arbeitsschutzziele basieren unter anderem auf der Zuordnung der arbeitsmedizinischen Situation, den Ergebnissen von Sicherheitserhebungen und internen Audits, Erfahrungen mit Unfällen und Beinahe-Unfällen sowie anderen Erfahrungen aus der Branche. Das Unternehmen hat vier Schwerpunkte: Senkung des Krankenstands auf 2 %, Durchführung von 64 Arbeitsschutzinspektionsrunden pro Jahr, Teilnahme von 50 % der Beschäftigten an einem Epoxidkurs und Reduzierung der Unfallzahlen auf null.
 

Motive für den Arbeitsschutz

  • Arbeitsplanung verbessern,
  • Sicherheit der Beschäftigten gewährleisten,
  • Image des Unternehmens optimieren.
     

Welche Arbeitsschutz-Initiativen?

Das Unternehmen nutzt z. B. das Schulungsmaterial Mandatory OSH course und die Safety Observer App. Darüber hinaus nimmt es am freiwilligen BAMBUS-Programm teil. Dieser mobile Beratungsdienst wurde 2008 gegründet. Er besucht angekündigt oder nicht angekündigt Baustellen. Die Berater und Beraterinnen analysieren die Situation und geben Ratschläge, sind aber nicht befugt, Verstöße zu sanktionieren.
 

Weitere Maßnahmen

  • ein Gesundheits- und Sicherheitsmanagementsystem,
  • eine den Arbeitsschutz koordinierende Person (Vollzeit),
  • Schulung für neue Mitarbeitende,
  • Inspektionsrunden auf den Baustellen,
  • laufende Verbesserung der Arbeitssysteme vor Ort,
  • private Krankenversicherung und Arbeitsunfallversicherung.
     

Kosten-/Nutzenanalyse

Die geschätzten Ausgaben für den Arbeitsschutz (ohne Versicherung) betragen jährlich 150.000 €, die geschätzten Kosten und Einsparungen aller Maßnahmen (inkl. Versicherung) zusammen belaufen sich auf rund 250.000 € pro Jahr.

 

Fall 3

Großes Unternehmen (> 250 Beschäftigte)

Mainka Bau GmbH & Co. KG/Deutschland

 

Überblick

Die Mainka Bau GmbH & Co. KG mit mehr als 600 Beschäftigten arbeitet als Hauptauftragnehmerin auf vielen verschiedenen Baustellen mit Schwerpunkt auf Versorgungsprojekten und Fabriken wie Chemiefabriken. Das Unternehmen nimmt Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz als eine seiner Kernprioritäten an, wie der Slogan „Wir bauen sicher oder gar nicht“ hervorhebt.

Das Unternehmen hat das Ziel, die Meldung von Vorfällen an seinen Standorten zu verbessern, um daraus zu lernen. Daher erleichtert Mainka die Meldung von Vorfällen mithilfe von KVP-Karten (KVP: Kontinuierlicher Verbesserungsprozess). Die Karten werden von Baustellenleitenden für jeden größeren und kleineren Unfall sowie für jeden Beinahe-Unfall ausgefüllt. Diese Karten werden zentral gesammelt und dann von Arbeitsschutzbeauftragten überprüft und in den wöchentlichen Bauleitungstreffen besprochen. Wenn Lehren gezogen werden müssen, fließen diese Informationen in die monatlichen Anweisungen auf Baustellen ein. Das Unternehmen Mainka ist bestrebt, die Sicherheits- und Berichtskultur zu verbessern, und hat deshalb die Berichterstattung vereinfacht, sodass sich die Zahl der Berichte innerhalb von fünf Jahren von 185 auf 976 erhöht hat. Als nächsten Schritt plant das Unternehmen, die Digitalisierung zu nutzen und eine App zu entwickeln, um die Berichterstattung weiter zu vereinfachen.
 

Motive für den Arbeitsschutz

  • Image des Unternehmens optimieren,
  • Zertifizierung nach SCC, um Kundenanforderungen zu erfüllen,
  • Loyalität der Beschäftigten.
     

Welche Arbeitsschutz-Initiativen?

Neben den erwähnten Maßnahmen nutzt Mainka Angebote der BG BAU, etwa aus dem Präventionsprogramm „Bau auf Sicherheit, bau auf dich“ oder das Schulungsmaterial „Sehen und Verstehen“. Dies setzt Mainka in Anweisungen und Schulungen ein, da die verwendeten Comics den Beschäftigten einfach verständlich gefährliche Situationen vermitteln, was gerade bei ausländischen Beschäftigten und Subunternehmen ein großer Vorteil ist. Engagement für den Arbeitsschutz zeigt Mainka auch in der SCC-Zertifizierung (Sicherheits-Certifikat-Contraktoren) und in der Berücksichtigung von AMS BAU, dem branchenspezifischen Arbeitsschutzmanagementsystem der BG BAU. Zudem gewann Mainka 2016 und 2018 jeweils den Deutschen Jugend-Arbeitsschutz-Preis.
 

Kosten-/Nutzenanalyse

Bisher konnte Mainka keine direkten Kosteneinsparungen feststellen. Aber weniger Unfälle bedeuten grundsätzlich weniger Kosten durch kürzere Ausfallzeiten verletzter Mitarbeitender und nicht steigende Versicherungsprämien. Darüber hinaus sind die Einstellungskosten geringer, da es durch loyale und zufriedene Beschäftigte weniger Fluktuation gibt. Das Unternehmen hat jedoch keine Effizienzsteigerung durch höhere Arbeitsschutzstandards festgestellt, weil diese sehr zeitintensiv sind. Kostenintensiv sind die Arbeitsmittel, die jedes Mal bereitgestellt und überprüft werden müssen, sowie die eigene Arbeitsschutzabteilung (QHSE-Abteilung – Qualität, Gesundheit, Arbeit und Umwelt), in der neun Vollzeitbeschäftigte arbeiten. Das Engagement für den Arbeitsschutz zahlte sich zudem immer häufiger bei der Auftragsvergabe aus.

 

Autor

Redaktion BauPortal


Ausgabe

BauPortal 1|2021