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Gebäudereinigung

Neue Ansätze in der Gebäudereinigung

Reinigungskraft wischt dem Boden mit einem feuchten Wischer. Im Hintergrund sind der Wassereimer, Stühle und Tische sowie ein Bücherregal zu sehen.
Bild: Andrey Popov - stock.adobe.com

Das Unternehmen Stölting Service Group, das sich u. a. auf die Reinigung gewerblicher Flächen und öffentlicher Einrichtungen spezialisiert hat, geht beim Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neue Wege. Eine angepasste Arbeitszeit soll durch aktive Sichtbarkeit die Akzeptanz und die Wertschätzung des Reinigungspersonals erhöhen, ein neues Trainingskonzept will Reinigungskräfte, die neu im Unternehmen starten, gezielt zu effizientem und sicherem Arbeiten qualifizieren und so mittel- und langfristig binden.
 

Die Stölting Service Group hat – wie viele andere Reinigungsunternehmen auch – das Problem, dass aufgrund der hohen Mitarbeiter- Fluktuation Reinigungsaufträge nicht in der gewünschten Form angenommen und umgesetzt werden können. Das Unternehmen hat sich deshalb verschiedene Ansätze überlegt, wie Mitarbeitende besser auf die Aufgaben vorbereitet und eingearbeitet werden und wie eine längere Bindung ans Unternehmen erreicht werden kann.
 

Pilotprojekt Daycleaning in Hamburg

Dieses Modell wird jetzt im David Lloyd Meridian Spa, einer Wellness- Anlage in Hamburg, getestet. Bisher wurden in diesem Objekt alle Bereiche vor der Öffnung der Anlage gereinigt.

  • Zukünftig erfolgt nur noch die Reinigung sensibler Bereiche wie Rezeption, Umkleiden, Sanitärbereiche, Schwimmbad, Sauna, Ruheräume, Fitnessflächen, Body-Care und Gastronomie am Morgen.

    Alle anderen Bereiche wie die „BLAZE“-Räume, Lofts, Büros, Aufzüge, Treppenhäuser, das Kids-Areal Meridini, die Freiluftflächen (Außenterrasse) sowie die Nebenräume (z. B. Personalräume) werden im Laufe des Tages gereinigt. Zudem erfolgt die Reinigung gemäß dem Grundsatz: „Nur das reinigen, was schmutzig ist!“.agen. Alle anderen Bereiche wie die „BLAZE“-Räume, Lofts, Büros, Aufzüge, Treppenhäuser, das Kids-Areal Meridini, die Freiluftflächen (Außenterrasse) sowie die Nebenräume (z. B. Personalräume) werden im Laufe des Tages gereinigt. Zudem erfolgt die Reinigung gemäß dem Grundsatz: „Nur das reinigen, was schmutzig ist!“

    Da die Reinigung tagsüber durchgeführt wird, sind Reinigungskräfte nicht nur in der Wahrnehmung deutlich präsenter, sie sind auch ganztägig bei Fragen oder Ad-hoc-Verschmutzungen – auch in den sensiblen Bereichen – ansprechbar.

  • Aber nicht nur der Reinigungsmodus soll verändert werden, auch die Reinigungsverfahren und -techniken werden angepasst. Aktuell erfolgt die Reinigung im Wellnessbereich mithilfe von wechselnder Reinigungschemie, die Bodenflächen werden zweimal wöchentlich maschinell bearbeitet, die Wandflächen werden mit Hilfe von Schaumkanonen bzw. Schaumsprühaufsätzen gereinigt.

    Die Reinigung mit wechselnden Reinigungsmitteln wird beibehalten, jedoch werden – bei Bedarf – demnächst einzelne Teilbereiche in den Nassbereichen bis zu täglich maschinell gereinigt, je nachdem, wie stark die Bereiche frequentiert werden. Wenn die Anlagen am Abend geschlossen sind, wird das stehende Wasser entfernt und werden die Oberflächen schon mit einem Reinigungsmittel vorgesprüht. Dadurch kommt es zu einem geringeren Schmutzaufbau, die Reinigungsmittel können länger einwirken und Verschmutzungen lassen sich schneller und leichter entfernen.

Frisch gewischter Boden, auf dem das Warnschild "Achtung Rutschgefahr" aufgestellt ist.
Die Freiluftflächen (Außenterrasse) und Flure werden tagsüber gereinigt, damit die Reinigungskräfte präsenter sind.
Bild: Hendrik Horn - BG BAU
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Flurboden, auf dem das Warnschild "Achtung Rutschgefahr" aufgestellt ist.
Reinigung der Flure am Tage durch Stölting im David Lloyd Meridian Spa
Bild: Hendrik Horn - BG BAU
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Trainer on the Job

Ein weiterer Ansatz, den die Stölting Service Group derzeit erprobt, ist das Konzept „Trainer on the Job“. Dessen Ziel ist es, den Wissensstand und die Qualifikation der Beschäftigten zu optimieren, damit sich die Qualität der Dienstleistung verbessert und die Mitarbeiterbindung erhöht wird – was in Anbetracht des Fachkräftemangels noch wichtiger ist.

  • Derzeit werden neue Beschäftigte – das betrifft die gesamte Branche – durch die Objektleitung (idealerweise), den Vorarbeiter oder durch Bestandsmitarbeitende eingearbeitet, meist während des Tagesgeschäfts und sehr schwankend in der Einarbeitungszeit – von wenigen Stunden bis zu max. fünf Tagen, je nach Objekt. Die Einarbeitung erfolgt oft von wechselnden Mitarbeitenden und meist werden dabei nur Basics vermittelt. Meist kommen Anleitungen zu Effizienz, sachgerechten Arbeitsabläufen sowie zur Nutzung von Reinigungsprodukten, Geräten und Maschinen dabei zu kurz. Auch dem Arbeitsschutz sollte mehr Zeit gewidmet werden. Da die Einarbeitenden „gefangen in den Abläufen“ sind und die Einarbeitung meist unter Druck erfolgt, werden Fehler von einem zum anderen Mitarbeitenden weitergegeben.

  • Durch die derzeitige Einarbeitung werden Reinigungsverfahren nicht optimal eingesetzt – es kann zu Reinigungsmängeln und somit zu Qualitätsabweichungen und Anwendungsfehlern kommen. Damit sind weder die Kunden noch die Mitarbeitenden zufrieden. Die Mitarbeitenden bauen während der Einarbeitung keine Bindung zum Objektleiter, zum Vorarbeiter und somit auch nicht zum Unternehmen auf, sodass zu wenig Identifizierung mit dem Unternehmen erfolgt – was sich in Folge in eine höheren Mitarbeiterfluktuation niederschlägt.

  • Der Einsatz dieser Trainer soll losgelöst von der Organisationsstruktur der Niederlassung erfolgen. Der Trainer ist in keine festen Aufgaben des Tagesgeschäftes eingebunden und gehört zur Stabsstelle. Er ist sowohl in Bestandsobjekten tätig, um die Abläufe der bereits dort beschäftigten Mitarbeitenden aufzunehmen und zu optimieren und um neue Mitarbeitende einzuarbeiten, als auch in neuen Objekten, um Mitarbeitende dort einzuarbeiten.

  • Der Trainer schult die Mitarbeitenden direkt im Objekt, quasi im „Revier“ des Mitarbeitenden. Mögliche Veränderungen können direkt demonstriert und so gleich umgesetzt werden. So können beispielsweise die unterschiedlichen Reinigungsabläufe im Sommer bzw. Winter (z. B. einstufig/zweistufig wischen) besser vermittelt werden.

  • Mit diesem Ansatz sollen den Mitarbeitenden Wertschätzung gezeigt und ein positives Gefühl vermittelt werden. Dadurch erhofft man sich eine stärkere Bindung zum Unternehmen – und längere Verweildauer im Unternehmen. Zudem sollen so die Arbeits- und Gesundheitsschutzvorgaben besser eingehalten werden.

Zwei Reinigungsfachkräfte wischen mit Handschuhen und Lappen glatte Oberflächen ab.
Zeigen, vormachen bzw. erläutern ist ein wesentlicher Teil von „Trainer on the Job“.
Bild: Wolfgang Bellwinkel - DGUV

 

Umsetzung von „Trainer on the Job“

Vor der Umsetzung des Konzeptes im David Lloyd Meridian Spa Hamburg wurden die Rahmenbedingungen für die Durchführung festgelegt.

  • Zunächst wurde für die Vorbereitung zwischen Bestandsobjekten und Bestandsmitarbeitenden und neuen Objekten mit neuen Mitarbeitenden unterschieden. Für Bestandsobjekte mit Bestandsmitarbeitenden wurde eine Soll-Ist-Analyse mit Checkliste und festgelegter Parameterermittlung erstellt. Berücksichtigt wurden die Reklamationsquote des Kunden, die Lohnfortzahlungsquote, die Verweildauer der Mitarbeitenden im Unternehmen (in den letzten zwölf Monaten), der Qualitätszustand, der durch den Trainer bewertet wird, sowie die Einhaltung der Vorgaben durch den Mitarbeitenden. Grundsätzlich sollte eine Aussage getroffen werden, ob Reinigungssystem und Räumlichkeiten in Ordnung sind. In neuen Objekten mit neuen Mitarbeitenden galt es, schon zum Start strukturierte Abläufe zu schaffen.

  • In der Praxis kam diese Maßnahme zunächst im Bestandsobjekt zum Einsatz. Mitarbeitende, die bereits in diesem Objekt arbeiten, werden vom Trainer bei der Ausführung der Tätigkeiten begleitet. Er beobachtet und analysiert die Ausführung und gibt dann Vorschläge für andere Abläufe und Verfahren sowie Tricks und Kniffe für eine effiziente, sichere Ausführung unter Berücksichtigung der Arbeits-/Gesundheitsschutzvorgabe.

  • Neben den schon beschriebenen Zielen – höhere Mitarbeiterbindung und geringere Fluktuation – erwartet man auch weitere positive Effekte: Zunächst werden Objektleiter bzw. Vorarbeiter entlastet, weil die Einarbeitung außerhalb des Tagesgeschäftes und abgelöst von ihnen stattfindet. Durch die Reduktion der Reklamationsquote und ein höheres Qualitätsniveau soll eine höhere Kundenzufriedenheit und durch die sachgerechte Einarbeitung sowie Dokumentation eine höhere Rechtssicherheit erreicht werden.

    Das Wissen der Trainer wird zudem an den zuständigen Objektbetreuer weitergegeben, sodass künftig auch die Weitergabe von Fehlern vermieden wird. Darüber hinaus wird bei dieser Maßnahme auf die Einhaltung der Vorgaben im Arbeits- und Gesundheitsschutz geachtet. Zum einen werden geeignete Verfahren und der sachgerechte Umgang mit Produkten vermittelt, zum anderen werden vor allem ältere Mitarbeitende in der Vermeidung von körperlichen Belastungen geschult, z. B. in der Nutzung von ergonomischen Wischgestellen. Des Weiteren sollen psychische Belastungen durch optimale Arbeitsbedingungen, Arbeitsorganisation und Arbeitsmittel reduziert werden.

Ausblick: Wirksamkeit von „Trainer on the Job“

Da die Reinigungsqualität im Objekt – und auch die Einhaltung der Arbeitsschutzvorgaben – zyklisch in Wellenform (von hoher zu niedriger Qualität) verläuft, soll durch den Einsatz des Trainers diese Abwärtswelle vermieden werden. Herausforderung dabei ist, festzustellen, wie lange die „Trainer on the Job“-Maßnahme wirksam und wann der Abwärtstrend sichtbar ist. Darüber hinaus muss die Anzahl von erforderlichen Trainern pro Niederlassung ermittelt werden, um ein hohes Niveau in den Objekten zu erhalten. Geplant ist, die Maßnahme „Trainer on the Job“ auf die ganze Stölting-Gruppe auszuweiten.
 

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Autor

Patrick Eisenblätter

Stölting Reinigung & Service GmbH & Co. KG


Ausgabe

BauPortal 3|2024